Der Frevel des Clodius by John Maddox Roberts

Der Frevel des Clodius by John Maddox Roberts

Autor:John Maddox Roberts [Roberts, John Maddox]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: eBookCreatorNet
veröffentlicht: 2010-01-01T21:00:01+00:00


»Darüber läßt sich in der Tat diskutieren«, meinte ich. Auf eine plötzliche Eingebung hin sponn ich ein jüngst mitangehörtes Gespräch ein wenig aus. »Ich war unlängst bei einer Debatte unter einigen der höchsten Repräsentanten der Regierung zugegen, bei der die Frage aufgeworfen wurde, ob der Kult der Bona Dea überhaupt römischen Ursprungs ist. Es könnte durchaus sein, daß es im Einklang mit unseren Gesetzen ist, eine Zeugenaussage zu den Riten zu verlangen.« Ich hatte unseren müßigen Plausch beim Essen in den Rang einer Senatsdebatte erhoben, aber das brauchte sie nicht zu wissen.

Ein Ausdruck, der mich stark an Furcht erinnerte, huschte über Clodias liebreizendes Gesicht.

»Wenn das der Fall sein sollte«, sagte Fulvia, »kann man Clodius wohl schwerlich eines wirklich gravierenden Frevels anklagen.«

Ich wandte mich ihr zu. »Wie ich sehe, bist du ebenso scharfsinnig wie schön.« Vorlautes kleines Flittchen, dachte ich.

Der Gedanke war mir selbst noch gar nicht gekommen. Aber als ich mich erneut Clodia zuwandte, wirkte sie noch immer irritiert. Sie fand ihre Fassung jedoch rasch wieder.

»Ich glaube, die liebe Fulvia hat recht. Vielleicht sehen die Censoren einen Verstoß gegen Gesetze fremder Götter nicht gerne, aber die Gerichte können in einem solchen Fall keine harte Strafe aussprechen. Die bleibt den Vergehen gegen Staatsgottheiten vorbehalten. Ich muß in dieser Frage Cicero konsultieren.«

»Ich hatte nicht gedacht, daß Cicero Clodius gewogen sein könnte«, sagte ich.

»Oh, aber Cicero und ich sind in jüngster Zeit enge Freunde geworden«, lächelte sie. Das waren schlechte Nachrichten.

Zunächst war ich geneigt, ihr nicht zu glauben, doch dann erinnerte ich mich daran, wie hastig Cicero neulich darauf beharrt hatte, Clodia aus dem Skandal herauszuhalten. Warum sollte er etwas Derartiges tun, wenn nicht auch er ihren Reizen verfallen war? Ich war von Cicero enttäuscht, wußte aber, daß ich nicht in einer Position war, mich zum Richter aufzuschwingen. Denn ich war Clodias Zauber in der Vergangenheit ebenso erlegen.

»Kannst du denn wenigstens so weit gehen, mir zu sagen, wer deinen Bruder entdeckt hat?«

»Es war eine Sklavin aus dem Haushalt von Lucullus. Ich glaube, das kann ich enthüllen, ohne den Zorn der Götter zu riskieren.«

»Sklaven nehmen auch an den Riten teil?« Das war mir neu.

»Die Musikerinnen. Ich glaube, es war eine Harfenistin, die ihn verraten hat.«

Ihre Wortwahl kam mir merkwürdig vor.

»Ich wünschte, ich hätte ihn so sehen können«, sagte Fulvia.

Sie zog ihre Beine unter der Decke hervor und fläzte sich bäuchlings auf das Bett. In der Seidenrobe bot sich ihre Rückansicht genauso wohlgeformt dar wie die Vorderseite.

»Wußtest du, daß man Achilles einmal in Frauenkleidern erwischt hat? Und Herkules mußte als Sklave von Omphale ebenfalls weibliche Kleidungsstücke tragen, während sie sein Löwenfell überwarf und seine Keule trug. Ich fand das immer sehr erregend.« »Für solch abseitige Vorlieben bist du aber noch ziemlich jung«, bemerkte ich.

»Manche fangen eben früher an als andere«, sagte sie. Wie wahr, dachte ich. Ihre Stimme verursachte einem ein Kribbeln in den Hoden. Clodia setzte sich neben sie und nahm ihre Hand.

»Ist das alles, Decius? Fulvia und ich haben noch einiges zu besprechen.«

»Es würde mir nicht im Traum einfallen, euch zu stören. Ich werde mich zurückziehen, damit die Damen weiter.



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