Der fremde Bretone by Grand Emmanuel

Autor:Grand, Emmanuel [Grand, Emmanuel]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-03-08T23:00:00+00:00

DER VERDACHT

Du lieber Himmel, hast du das gesehen?«

Antoine Le Chanu, der Kapitän der L’Intrépide, ein überraschend athletischer Dickwanst mit einem Bürstenschnitt, der an einen englischen Rasen erinnerte, fiel fast vom Stuhl, als er Le Télégramme de Brest aufschlug. Le Corre und Guillochet quetschten sich neben ihn, Juhel und Chové hoben den Kopf, Yves und Maurice unterbrachen ihr Gespräch. Auch Tilu, der mit der Hand am Zapfhahn halb abgewandt hinter dem Tresen stand, entging keine Silbe. Le Chanu räusperte sich ausgiebig und las den Artikel laut vor.

VERBRECHEN IN BELZ. DIE POLIZEI STEHT VOR EINEM RÄTSEL

Freitag, 4. März. Das Verbrechen, das in der Nacht von Sonntag, den 20., auf Montag, den 21. Februar, an der Plage des Vieilles im Norden der Insel Belz begangen wurde, konnte laut Aussage der Polizei bisher noch nicht aufgeklärt werden. Der mit den Ermittlungen betraute Kommissar Fontana, der vor kurzem nach Lorient versetzt wurde und bisher in Versailles tätig war, bestätigt, dass seine Einsatzkräfte vor Ort sind und bereits mehrere Zeugen vernommen wurden. Bislang jedoch scheinen keine ernstzunehmenden Hinweise eingegangen zu sein. Der Hochseefischer Pierre Jugand, 48, verheiratet, kinderlos, wurde am 21. Februar gegen sechs Uhr früh von Muschelsammlern tot aufgefunden. Der Leichnam war schwer verstümmelt. Der Polizei, die in diesem niederträchtigen Mord die Tat eines psychisch Kranken zu erkennen glaubte und bei ihrer Ankunft auf der Insel von einer raschen Aufklärung ausging, gibt sich mittlerweile zurückhaltender. Kommissar Fontana bestätigte gestern das Auftauchen neuer, nicht konkret benannter Hinweise, die sein Team einigermaßen optimistisch stimmten, dass die Ermittlungen in nächster Zeit abgeschlossen werden könnten. In diesem Zusammenhang werden in den kommenden Tagen die strengen Maßnahmen zur Kontrolle der Schiffsverbindungen zwischen Belz und den Häfen Lorient und Guilvinec, die am 21. Februar beschlossen wurden, noch einmal verstärkt.

»Hast du das gehört, Tilu? Sie wollen den Täter bald schnappen!«

Der Wirt zuckte mit den Achseln.

»Das ist ein Bluff. Die wollen doch nur Zeit gewinnen.«

»Da bin ich hundertprozentig deiner Meinung!«, rief Chové.

»Ich würde sogar behaupten, dass sie auf Grund gelaufen sind und nicht so schnell freikommen«, erklärte Le Chanu, trank sein Glas aus und knallte es auf den Tresen.

Zaghaft meldete sich Guillochet zu Wort, einer von Jugands Matrosen.

»Ich finde, Papou hatte recht. Ich war der Erste, der den abgeschnittenen Fuß in Pierricks Netz gesehen hat. Ich habe die anderen gerufen, Pierrick, Daniel und den Kleinen. Und als ich ihn gesehen habe, wusste ich sofort, dass da was Schlimmes auf uns zukommt. Man sollte ja meinen, dass mich so ein Stück von einem Filipino oder einem Schnösel aus Paris kaltlassen müsste. Aber das war was anderes. Ich hab einen Heidenschiss gekriegt. Ich wollte so tun, als wäre es ein Fuß wie jeder andere. Aber tief in mir drinnen habe ich’s gewusst. Und ihr auch, ihr habt es auch gleich gewusst …« Er ließ seinen Blick durch die Runde wandern. Keiner rührte sich. »Ich hatte Alpträume. Ich habe gedacht, jetzt bin ich dran. Ich habe mich schon auf dem Friedhof gesehen. Marinette hab ich nichts davon erzählt. Aber ich hatte eine Scheißangst. Und als ich

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.