Der Fliegenfaenger by Willy Russell

Der Fliegenfaenger by Willy Russell

Autor:Willy Russell [Russell, Willy]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 345386428X
Amazon: B004OVF0Y2
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2010-11-11T23:00:00+00:00


Und so begann die Invasion der Mutanten, Morrissey; und Wilson, der Obermutant schlich sich in mein Leben ein und in das meiner Mam. Nachdem sie ihn an jenem Abend hinausbegleitet hatte, sagte sie zu mir, ich hätte sehr, sehr großes Glück, dass sich ein Mann wie Mr. Wilson für mich interessiere. Und da ich heilfroh war, nicht mehr in die Schule zu müssen, stimmte ich ihr zu. Dann sagte meine Mam, dieser Mr. Wilson scheine ja ein sehr, sehr netter Mann zu sein. Und wahrscheinlich hätten schon damals sämtliche Alarmglocken bei mir schrillen müssen. Aber er war so ein Typ in Strickjacke, Cordhose und braunen Wildlederschuhen! Und außerdem wirkte er viel älter als meine Mam. Deshalb hörte ich kaum hin, als meine Mam erwähnte, Mr. Wilson habe selbst keine Kinder.

»Er hat mir vorhin erzählt«, sagte meine Mam, »dass er seine Frau verloren hat, kurz vor der letzten Olympiade. Sie war noch ganz jung. Lebensmittelvergiftung. Offenbar Muscheln. Während des Urlaubs in der Dordogne. Da sind sie jedes Jahr hingefahren.« Meine Mam schüttelte teilnahmsvoll den Kopf. »Ist das nicht schrecklich?«, fragte sie.

Ich nickte. Und in Gedanken sah ich diese Frau vor mir am Tisch: Sie ist nach vorn gekippt, und ihr gegenüber sitzt ihr Mann, der Mutant, und redet immer noch auf sie ein und labert und labert und hat gar nicht bemerkt, dass seine Frau, brutal zu Tode gelangweilt, umgekippt ist und ihr Kopf jetzt mit dem Gesicht nach unten leblos in der vollen Muschelschüssel liegt.

»Wahrscheinlich hat er deshalb sein Psychologiestudium begonnen«, sagte meine Mam, »um diese große Lücke auszufüllen.«

Und vielleicht hatte meine Mam ganz Recht; vielleicht füllte er ja wirklich eine Lücke aus. Aber damals wusste ich nicht, dass ich aus diesem Grund nach Sunny Pines musste. Und dann nach Swintonfield. Ich wusste nicht, dass Wilson einen Bericht über mich schrieb; dass er am selben Abend den anderen Psychologie studierenden Mutanten der Open University von einem »interessanten Fall« erzählen würde; von einem Jungen, den er kenne, einem Jungen, für den er sich persönlich interessiere; von einem Jungen, der viele klassische Symptome einer psychischen Störung aufweise, die vermutlich aus einer latenten funktionellen Psychose resultierten, welche sich im Lauf der Zeit durchaus deutlicher manifestieren könne!

Von all dem wusste ich damals nichts, Morrissey; noch nicht.



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