Der Finger des Todes by Rowland

Der Finger des Todes by Rowland

Autor:Rowland [Rowland]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-03-29T23:00:00+00:00


19.

E

s war das vierzehnte Teehaus, das Reiko aufsuchte, nachdem sie das Gerichtsgebäude verlassen hatte. Sie hatte bereits in sämtlichen Teehäusern des Vergnügungsviertels Ryōgoku Hirokoji sowie in Mizutanis Vergnügungspark nach Yugaos früherer Freundin gesucht; doch kein Teehausbesitzer, kein Bediensteter und keiner der Gäste hatte Tama gekannt. Deshalb hatte Reiko ihre Suche auf die nähere Umgegend ausgeweitet. Das Teehaus, vor dem sie nun aus ihrer Sänfte stieg, befand sich an einer Straße, die von Obst- und Gemüseläden gesäumt wurde, in deren oberen Etagen sich Mietwohnungen befanden. Das Teehaus sah fast genauso aus wie all die anderen, die Reiko bisher aufgesucht hatte. Ein Vorhang hing vom Dachvorsprung und spendete Schatten. An einer Seite des Brettervorbaus lehnte eine Bedienung gelangweilt an einem Stützpfeiler nahe dem Eingang. Der Schankraum hinter ihr war leer bis auf den Besitzer des Teehauses, einen Mann mittleren Alters, der neben einem Sakekrug und Trinkschalen hockte. Als die Bedienung Reikos Begleitsoldaten erblickte, hellte sich ihre Miene auf.

»Guten Tag, edler Herr!«, rief sie Leutnant Asukai zu. Die Frau hatte ihre besten Jahre hinter sich, doch ihre Figur war immer noch ansehnlich. Ihre Augen funkelten bei der Aussicht auf männliche Gesellschaft und großzügige Trinkgelder. »Darf ich Euch und Euren Freunden etwas zu trinken bringen?«

»Danke, gern«, erwiderte Asukai. »Außerdem hat meine Herrin ein paar Fragen an Euch.«

Neugierig, aber wachsam, richtete die Bedienung ihren Blick auf Reiko. »Was immer Ihr wünscht.«

Der Besitzer schenkte Sake ein. Die Bedienung servierte den Männern die Trinkschalen und kam anschließend zu Reiko. »Was kann ich für Euch tun?«, fragte sie.

»Ich suche nach einer Frau namens Tama. Sie arbeitet in einem Teehaus in dieser Gegend. Kennt Ihr sie?«

»O ja«, antwortete die Bedienung. »Wir haben früher zusammen gearbeitet, als dieses Teehaus hier noch Tamas Vater gehörte.«

Reiko horchte auf. »Könnt Ihr mir sagen, wo ich Tama finden kann?«

Die Bedienung schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich habe sie seit … hm, ungefähr zwei Jahren nicht mehr gesehen. Tama und ihre Familie sind damals aus dieser Gegend fortgezogen. Wohin, weiß ich nicht. Tamas Vater hat das Teehaus damals an ihn da verkauft.« Mit einer beiläufigen Handbewegung wies sie auf den Besitzer, der bei Reikos Begleitsoldaten kniete und sich mit ihnen unterhielt. »He!«, rief die Bedienung ihm zu. »Was ist eigentlich aus Tama geworden?«

Der Besitzer blickte herüber, zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinen Gästen zu. Enttäuschung überkam Reiko, doch sie wollte noch nicht aufgeben. »Kennt Ihr eine Frau mit Namen Yugao?«, fragte sie. »Sie war mit Tama befreundet.«

»Yugao? Nein …« Die Bedienung verstummte und dachte nach. »O ja«, sagte sie dann, »da war ein Mädchen, das öfter hierher gekommen ist.« Doch als Reiko genauere Fragen über Yugao und deren Familie stellte, konnte die Bedienung ihr keine weiteren Informationen liefern. Stattdessen wollte sie wissen: »Warum stellt Ihr all diese Fragen? Hat Tama etwas angestellt?«

»Nicht dass ich wüsste«, antwortete Reiko; »aber ich muss sie finden.« Mit Tama zu reden, war die wohl einzige Chance, an Informationen zu gelangen, die Licht auf die Morde werfen konnten. »Könnt Ihr mir sagen, wo Tama gewohnt hat?«

Die Bedienung beschrieb ihr den Weg zu einem Haus in der Nähe.



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