Der Feind by Bagley Desmond
Autor:Bagley Desmond [Desmond, Bagley]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-11T05:00:00+00:00
21. Kapitel
Ogilvie hatte Brent, Gregory und Michaelis mitgebracht und – zu meiner Überraschung – auch Larry Goodwin. Larry machte einen aufgekratzten Eindruck, weil er nun nicht nur wieder einmal seinem Schreibtisch entronnen war, sondern auch noch im Ausland war. Wir hielten frühmorgens Kriegsrat, um die Einzelheiten der Operation zu besprechen. Vorher hatte ich Ogilvie noch einmal bedrängt: »Warum gehe ich nicht einfach hin und erzähle Ashton, daß sich die Russen für ihn interessieren? Darauf muß er doch reagieren.«
»Aber in welcher Richtung?« fragte Ogilvie zurück. »Wenn er nur einen Moment das Gefühl hat, daß der britische Geheimdienst ihn beeinflussen will, kommt er am Ende noch auf die Idee, heim zu Mütterchen Rußland zu kehren. Heimweh soll ja eine russische Neurose sein.«
»Auch nach dreißig Jahren noch?«
Ogilvie zuckte die Schultern. »Russen sind eigenartige Menschen. Haben Sie wirklich alle Konsequenzen zu Ende gedacht? Ashton könnte sofort falsche Schlüsse ziehen. Nein, ich möchte eine solche Explosion nicht riskieren. Es muß auch anders gehen.«
Ogilvie führte die Diskussion auf den Kern zurück, umriß das Problem und schaute erwartungsvoll in die Runde. Nach einer längeren, allgemeinen Denkpause meinte Gregory: »Ehe wir irgendwas unternehmen, müssen wir die Russen von ihm abbringen.«
»Ist wirklich damit zu rechnen, daß er sich nach Rußland absetzt?« fragte Brent.
»Nicht, wenn wir vorsichtig sind«, versicherte er. »Aber die Möglichkeit besteht. Ich kann mir vorstellen, daß er sogar Angst vor den Russen hat, wenn er weiß, daß sie ihn beobachten.«
»Wie gut sind die Russen hier?« fragte Brent mich.
»Gar nicht schlecht«, sagte ich. »Verdammt viel besser als Cutlers Leute.«
»Dann ist es unwahrscheinlich, daß sie einen Fehler machen«, sagte er düster. »Ich dachte nur, wenn er wüßte, daß die Russen hinter ihm her sind, würde er vielleicht auskneifen. Dann bekämen wir die Möglichkeit für ein Verwirrspiel.«
Ogilvie sagte:
»Ich habe das bereits mit Malcolm besprochen. Wir haben uns dagegen entschieden.«
»Moment mal«, wandte ich mich an Larry. »Wie gut sprichst du Russisch?«
»Nicht schlecht«, sagte er bescheiden.
»Nicht schlecht ist zuwenig«, warnte ich. »Du wirst womöglich einem gebürtigen Russen etwas vormachen müssen.« Er wußte nicht, daß Ashton Russe ist.
Er grinste. »Welcher Dialekt gefällig?«
Ogilvie schaltete sich ein. »Ich verstehe«, sagte er nachdenklich. »Wenn die Russen keinen Fehler machen, machen wir einen für sie. Das ist die Idee!«
Wir entwickelten die Idee weiter. Michaelis gab zu bedenken: »Da muß aber noch allerhand Hintergrundarbeit geleistet werden. Wenn wir Ashton gegen seinen Willen heimholen, brauchen wir Transportmöglichkeiten, ein sturmfreies Haus und für alle Fälle einen Arzt.«
Das löste lange Diskussionen aus, in deren Verlauf Pläne konkretisiert und Rollen verteilt wurden. Entführung ist ein kompliziertes Geschäft. »Was ist mit Benson?« fragte Gregory. »Gilt die Aktion auch für ihn?«
»Das wäre das Beste«, sagte Ogilvie. »Ich fange an, mich für Benson zu interessieren. Hauptziel aber ist Ashton. Wenn wir uns je zwischen Ashton und Benson entscheiden müssen – wird Benson fallengelassen.« Er wandte sich an Michaelis. »Wie lange brauchen Sie für die Vorbereitungen?«
»Wenn wir uns für Plan drei entscheiden, brauchen wir kein Haus, und den geschlossenen Wagen kann ich innerhalb einer Stunde mieten. Aber für das Boot muß ich erst nach Helsingborg oder Malmö fahren, und das dauert an die drei Tage.
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