Der falsche Ritter by William Voltz
Autor:William Voltz [Voltz, William ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Kosmischen Burgen, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1980-03-18T01:00:00+00:00
8.
Der Rächer
Seit dreißig Jahren hatte es nicht mehr geregnet, der Sumpf war ausgetrocknet, und vor zwanzig Jahren hatte der Riesenbaumwald angefan. gen zu sterben, so daß sich das Land jetzt als rissige gelbbraune Ebene darbot, in der Lussmanns zerfallenes Haus wie ein häßlicher Höcker aussah. Vor dem Haus war aus morschen Brettern notdürftig eine Art Veranda errichtet worden, um die beiden Bewohner vor den heißen Sonnenstrahlen zu schützen, denn während der Tageszeit war es im Innern des Gebäudes unerträglich stickig. Das Sterben der Wälder führte zu einer immer schnelleren Veränderung der Atmosphäre von Schusc, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jedes sauerstoffatmende Wesen auf dieser Welt ersticken mußte.
Ursache dieser Katastrophe war ein vor fünfunddreißig Jahren abgestürztes Müllschiff der Gilde, das nicht rechtzeitig geborgen worden war. Sein Inhalt hatte sich aus dem geborstenen Rumpf auf das Land er, gossen und es verseucht. Vermutlich hatte sich das Müllschiff auf einem Kurs in Richtung Sonne befunden, um dort seine Container abzuladen, als es zu der Havarie gekommen war. Daß eine absichtliche Verschmutzung vorlag, konnte Lussmann sich nicht vorstellen. Niemand, auch die schlimmsten Verbrecher nicht, töteten einen Planeten mit Müll.
Lussmann saß unter dem Sonnendach und döste. Er atmete schnell, eine Folge der dünner gewordenen Luft. Im Haus hörte er Samkar, der seine Habseligkeiten zu einem Bündel zusammenschnürte. Nach einer Weile wurde es still in der Hütte, und gleich darauf trat Samkar ins Freie. Er war ein großer, ernst aussehender junger Mann mit schwarzen Haaren und einem klaren Gesicht. Gekleidet war er mit einem Sumpfschweinpelz von ungewöhnlicher Größe und Farbenpracht.
„Willst du es dir nicht doch noch überlegen und mich begleiten?" wandte er sich an Lussmann.
Der Sikr hockte auf einem aus dikken Ästen zusammengenagelten Stuhl. Er kippte ihn auf die Hinterbeine, indem er sich mit den Füßen abstieß. Auf diese Weise schaukelte er ein paarmal hin und her.
„Nein", sagte er.
Samkar machte eine Geste, als wollte er dieses ausgetrocknete Land damit umfassen.
„Aber hier gibt es nichts mehr!"
„Ich weiß", stimmte Lussmann zu.
„Die Vorräte gehen zur Neige, und ein Schiff der Gilde wird zum letztenmal landen, um mich abzuholen."
„Das habe ich so arrangiert."
Samkar trat an ihn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Sikr war alt geworden. Sein Pelz war an vielen Stellen ergraut. Das platte Gesicht war von Narben übersät.
„Du hast viel für mich getan, Lussmann. Ich bin dir zu Dank verpflichtet."
Lussmann starrte in das hitzegeschwängerte Land hinaus, bis ihm die Augen brannten.
„Es war nichts", erklärte er dumpf. „Bestenfalls eine Art Wiedergutmachung, zu der ich außerdem noch gezwungen wurde."
„Trotzdem danke ich dir, und ich wünschte, du würdest mit mir kommen."
„Ich werde Schusc ebenfalls verlassen, irgendwann in der Nacht als Marifat."
Er stand auf. Sie umarmten sich. Danach ergriff Samkar sein Bündel und marschierte davon, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Lussmann schaute ihm nach wie er kleiner und kleiner wurde, bis er nur noch ein dunkler Punkt war dessen Bewegungen man nicht ausmachen konnte. Dann verschwand auch der Punkt.
Der Sikr schaukelte hin und her, so daß die leeren Kartuschen in seinem Ledergürtel leise gegeneinander klirrten.
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