Der falsche Nero - Roman by Aufbau
Autor:Aufbau [Aufbau]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-24T16:00:00+00:00
19
Rivalen
Selbstverständlich wurde Joannes genau wie alle andern Angeklagten zum Tod verurteilt.
Knops, erbittert über seinen MiÃerfolg, überlegte, wie er die Exekution des VerhaÃten zu einer letzten Erniedrigung machen könnte. Er war ein Köpfchen und fand rasch das Rechte. Bei den Zirkusspielen, durch die Knops den Triumph des Kaisers über seine Gegner verherrlichen wollte, sollte Joannes seinem Beruf gemäà den Festgästen ein letztes, groÃes Schauspiel bieten. Es sollte die Flut dargestellt werden, durch welche Zeus die Generation des Ehernen Zeitalters vernichtete. Die verbrecherischen Christen sollten das verdammte Geschlecht jenes Zeitalters darstellen, die Arena sollte langsam überschwemmt werden und die Christen höchst wirklich ersaufen, an ihrer Spitze Joannes, an einen Felsen gebunden, wehrlos, so, daà man ihn sich bäumen und ersticken sah.
Leider stellten sich der Ausführung dieses Planes Hindernisse entgegen. In der Sitzung, in der unter dem Präsidium des Kaisers über das Schicksal der Verurteilten verhandelt wurde, widersetzten sich die feinen Herren, Varro und König Philipp, der schimpflichen Tötung des Schauspielers. Sie erklärten, es werde Unwillen erregen, wenn man einen Künstler vom Rang des Joannes auf solche Art zum Tod befördere. »Ich finde den Vorschlag weder gut noch geschmackvoll«, meinte bündig Varro. »Joannes hat auf die Massen schon während des Prozesses Eindruck gemacht. Wenn wir ihn gar auf so plumpe Art exekutieren, werden wir nur erreichen, daà das Volk ihm auch in Zukunft bewundernd nachtrauert und uns für Barbaren hält.« Und König Philipp, in seiner ruhigen Art, wandte sich geradezu an Knops und belehrte ihn: »Sie nützen dem Kaiser nicht, Sie schaden ihm, wenn Sie Ihren Haà gegen Joannes zu offen zeigen.« Den Knops, wenn es um diesen Joannes ging, verlieà die gewohnte Klugheit. Zornig, beleidigt, erklärte er, man dürfe den Erfolg von Apamea nicht durch törichte Humanitätsduselei verhunzen. Trebon stimmte ihm lärmend bei. Varro meinte kühl, die »Woche der Messer und Dolche« sei zu Ende, und es sei geraten, deutlich zu manifestieren, daà nun wieder die Zeit der Milde und Gerechtigkeit anbreche. Knops entgegnete scharf, hier liege ein Fall vor, in dem Stärke zeigen und Gerechtigkeit zeigen identisch sei; den Schauspieler schonen heiÃe nicht, mild sein, sondern schwach und ungerecht zugleich. Vielwortig und immer von neuem wiederholten alle ihre Argumente, und sie schauten auf Nero.
Der war unschlüssig. Er haÃte den Joannes und war geneigt, Knops und Trebon zuzustimmen. Andernteils hatte er Sinn fürs Höhere, und die Einwände der feinen Leute machten ihm Eindruck. Wie Varro und Philipp hielt er es für eine Barbarei, einen groÃen Künstler schimpflich hinzurichten; wie sie fand er, der Künstler stehe über dem Gesetz, das für die gemeinen Menschen gelte. Er wollte den VerhaÃten auf schimpfliche Art aus der Welt schaffen, aber gleichwohl vor sich selber und vor Varro und vor Philipp als ein Mann dastehen, der auch im Feinde den Künstler achtet.
Aber war denn Joannes wirklich ein groÃer Künstler? Das war die Frage. Und dieser Zweifel war das Argument, mit dem er den Einwand der feinen Leute widerlegen konnte. Er begann, an der Kunst des Joannes zu mäkeln, sprach wieder von der Schwunglosigkeit, mit der Joannes die
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