Der Duft von Hibiskus by Leuze Julie

Der Duft von Hibiskus by Leuze Julie

Autor:Leuze, Julie [Leuze, Julie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641086701
Google: gcRw6IemeaYC
Barnesnoble:
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2013-03-17T23:00:00+00:00


19

Ipswich

Ipswich war eine 3000-Seelen-Stadt am Bremer River, einem schmutzigen Fluss, der aber im Gegensatz zum Brisbane River den Vorteil hatte, dass in ihm keine Haifische schwammen.

Der Ort selbst sah elender aus als Brisbane, obwohl es auch hier Wirtshäuser, Kaufläden, Schuhmacher und Schneider gab. Doch die Holzhäuser wirkten weniger gepflegt, und auf den staubigen Plätzen lungerten Männer herum, denen Emma lieber nicht alleine begegnen wollte.

Es herrschte geschäftiges Treiben, Emma schnappte deutsche und englische Sprachfetzen auf und sogar solche, deren Klang sie noch nie gehört hatte. Wie im Busch-Inn gab es auch hier viele Männer mit gelblicher Haut und schmalen Augen.

Während die Forscher mit ihren Ochsen und Pferden auf der Suche nach einem anständigen Gasthaus durch die Straßen zogen, fragte Emma Carl nach den fremd aussehenden Menschen.

»Das sind Chinesen«, erklärte er ihr. »In den letzten Jahren sind viele von ihnen nach Australien gekommen, hauptsächlich wegen des Goldes. Von den Goldfeldern aus sind einige dann weitergezogen und haben sich als Hoteliers, Händler und Handwerker niedergelassen. Oder sie verdingen sich als Köche und Stallburschen in Gasthäusern, wie die Chinesen im Busch-Inn.«

Krüger neben ihnen verzog das Gesicht. »Ob es ihnen dort allerdings gefällt, ist fraglich. Man sagt, die meisten Chinesen lieben es reinlich und ruhig, sie kochen gut und mögen keinen Alkohol.«

»Dann waren die beiden gestern entschieden am falschen Platz«, sagte Emma mitleidig.

»Ja. Und auch diese Menschen«, Carl wies auf eine Gruppe Schwarzer, »sind am falschen Platz. Eine Schande, was in den Städten aus ihnen wird.«

Emma wagte es, die Eingeborenen genauer zu betrachten. Anders als bei den Dunnings, wo die schwarzen Angestellten ebenso gut gekleidet gewesen waren wie die weißen, trugen die Eingeborenen hier allesamt Lumpen. Sie hatten sie auf eine nachlässige Art umgehängt, so als käme es ihnen überflüssig vor, sich zu bedecken. Nicht wenige der Erwachsenen schienen betrunken zu sein, die Männer rauchten Tonpfeifen, und Emma sah eine Frau, die sich mit gleichgültiger Miene einem vorübergehenden Squatter anbot. Währenddessen spielten die Kinder, sich selbst überlassen, im Staub.

Erschüttert fragte Emma: »Warum kommen sie in die Stadt, wenn es ihnen hier so schlecht geht?«

»Weil sie aus ihren angestammten Gebieten vertrieben werden«, sagte Carl. »Die Weißen bestellen das Land, auf dem die Eingeborenen gelebt haben, und so ist für sie in den fruchtbaren Gegenden kein Platz mehr. Wenn sie nicht freiwillig das Feld räumen, wird nachgeholfen.«

Pagel, der die letzten Worte aufgeschnappt hatte, mischte sich grinsend ein: »Hab gehört, die Wilden haben nette Geschenke von den Weißen gekriegt. Mit Arsen vermischtes Mehl zum Beispiel. Oder die eine oder andere Krankheit, die die schwarzen Weiber sich in den Betten der weißen Männer geholt haben.« Er spuckte aus. »Unchristliche Frauenzimmer!«

»Sparen Sie sich Ihre dummen Bemerkungen«, sagte Carl scharf.

Erstaunt fragte Pagel: »Was ist Ihnen denn für eine Laus über die Leber gelaufen? Ist doch allgemein bekannt, dass die Wilden keinerlei Moral haben. Verkaufen ihre Frauen für eine Flasche Schnaps, stehlen Schafe und sind überhaupt die faulsten Taugenichtse, die die Welt je gesehen hat. Da finde ich es nur verständlich, wenn die Engländer Jagd auf sie machen und sie abknallen, zumal



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