Der Duft von Apfelblueten by Wiggs Susan

Der Duft von Apfelblueten by Wiggs Susan

Autor:Wiggs, Susan [Wiggs, Susan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 3956490037
Google: yu8ynwEACAAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00


12. KAPITEL

Tess schlief schlecht. Sie versuchte, die leisen und geheimen Geräusche der Nacht auf dem Land zu ignorieren, doch das gelang ihr nicht sonderlich gut. Zwischen Phasen, in denen sie wach dalag und an die Decke starrte, nickte sie nur kurz ein und wurde von Träumen verfolgt, in denen Magnus die Hauptrolle spielte. Sie vermisste die Stadt. Die Stille und die frische Luft auf dem Land wurden ihrer Meinung nach vollkommen überschätzt. Sie fand die Geräusche von Vögeln und Grillen überhaupt nicht entspannend, sondern nervtötend und ablenkend. Der Lärm der Stadt mit seinen klappernden und kreischenden Straßenbahnen, den Sirenen und Nebelhörnern bildete eine viel bessere Hintergrundmelodie für ihr Leben.

Magnus war inzwischen für sie kein Fremder mehr, nicht nur ein Name auf einem Stück Papier oder ein akademisches Problem wie ein Objekt, mit dessen Herkunftsbestimmung sie beauftragt war. Er war ein Mensch mit einer grausamen Vergangenheit, jemand, dessen Kindheit auf eine Weise zerstört worden war, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte. Er hatte große Verluste erlitten, und doch hatte er überlebt und sich eine Zukunft aufgebaut. Er war ein Mann, dessen Leben eine Bedeutung gehabt hatte.

Sie dachte kurz an ihr eigenes Leben und wie viel es bedeutete. Nicht viel. Ja, sie hatte einen Beruf, den sie mit Leidenschaft ausübte. Ja, sie würde in der Firma aufsteigen, sobald die Dinge hier auf Bella Vista geklärt waren. Und das war doch immer ihr Ziel gewesen, oder nicht?

Die Vorstellung ließ ihren Magen nervös zucken. Familie und Freunde – nicht die Arbeit – waren die Dinge, die im Leben zählten. Seitdem sie hier war und sich immer tiefer in das Herz dieses Ortes hineinziehen ließ, fürchtete sie, dass die Arbeit in ihrem Leben Vorrang vor allem anderen gehabt hatte, und nun fühlte sie sich … unausgeglichen. Ihre Freunde in der Stadt waren toll, aber waren sie die Herzensgefährten eines gesamten Lebens? Allein sich diese Frage zu stellen weckte Unbehagen in ihr, also schob sie die verstörenden Gedanken beiseite.

Es war immer noch dunkel, als sie dem Schlaf endgültig entsagte und sich an ihren Laptop setzte. Sie hatte ein paar hochauflösende Bilder von dem alten Foto und dem Dokument gemacht. Sie öffnete ihr Bildbearbeitungsprogramm und machte sich voller Aufregung daran, die Details der beiden Objekte so gut wie möglich erkennbar zu machen.

Zu bald schon verstummte die Nachtigall und überließ das Feld dem fröhlichen Tschilpen und Pfeifen der tagaktiven Vögel. Nun hatte es definitiv keinen Zweck mehr, zu versuchen, noch einmal zu schlafen, also ging Tess kurz ins Bad und zog dann Jeans und ein gestreiftes T-Shirt an, um sich dem Tag zu stellen. Das war auch ein Problem – ihr gingen langsam die Klamotten aus, weil sie nie vorgehabt hatte, so lange auf Bella Vista zu bleiben.

Die Gerüche, die aus Isabels Küche drangen, versöhnten sie ein wenig. Es war unglaublich, wie sehr eine Tasse Kaffee und ein frisch gebackenes Teilchen noch warm aus dem Ofen die Stimmung heben konnten. Die Küche war zu jeder Tageszeit das Herz des Hauses, aber besonders magisch waren die Morgen auf der sonnigen Terrasse vor dem offenen Innenhof.



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