Der Druidenstein: Ein Kelten-Roman aus Bayern (German Edition) by Böckl Manfred

Der Druidenstein: Ein Kelten-Roman aus Bayern (German Edition) by Böckl Manfred

Autor:Böckl, Manfred [Böckl, Manfred]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-20T16:00:00+00:00


Siebtes Kapitel

Das Keltenheer

Zwei Tage nach ihrem Aufbruch vom Druidenstein erreichten die Kämpfer aus den Gabreta-Bergen die Stadt Boiodunum. In der großen Ansiedlung, die von den drei Flüssen umspült wurde, lagerten bereits andere Streitscharen, deren Angehörige ebenfalls von vindelikischen Boten um Waffenhilfe gebeten worden waren. Teils handelte es sich um Boier aus den Walddörfern nördlich von Boiodunum, teils um Noriker, die aus den westlichen Grenzgauen ihres Stammesgebietes über den milchig grünen Strom Aenos in die Stadt gekommen waren. Aber auch die Bewohner von Boiodunum selbst hatten ein starkes Aufgebot von Kriegern zusammengestellt – und daher zählte der vereinigte Heeresverband, der am zwölften Morgen nach Beltane von der Dreiflüssestadt abmarschierte, beinahe fünfzehnhundert Bewaffnete.

Entlang des Aenos, den breiten Strom mit seinen Nebenarmen und Altwassern entweder direkt oder in einiger Entfernung zur Linken, zog die Heerschar der Boier und Noriker nach Südwesten. Während des Marsches übten Caitlyn und Turos bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Reiterkampf, so daß die Stute der Bardentochter mehr und mehr an die Anforderungen eines solchen Gefechts gewöhnt wurde, und nach einer Woche hatte Caitlyn das Gefühl, sich nunmehr auch in extremen Kampfsituationen voll und ganz auf ihr Pferd verlassen zu können.

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Streitscharen bereits im hügeligen Vorland des Felsgebirges, und sie folgten jetzt auch nicht länger dem Aenos-Tal aufwärts, sondern marschierten in Sichtweite der hohen Berge nach Westen. Am zehnten Tag nachdem sie Boiodunum verlassen hatten, passierten die Reiter und Fußkrieger das Südufer eines Sees, dessen Gestade sich in wurmartigen Windungen nach Norden erstreckten – und als die Heerhaufen dieses Gewässer hinter sich gebracht hatten, suchte Nerto, der sich bis dahin möglichst von der Bardentochter und ihrem Geliebten ferngehalten hatte, ein klärendes Gespräch mit dem Paar.

Die Vormittagssonne strahlte von einem tiefblauen, fast wolkenlosen Himmel, als der Drachenkrieger seinen Rapphengst neben Caitlyns Schimmelstute lenkte, Turos zunickte und dann zu der Bardentochter sagte: „Bald werden wir in Cambodunum anlangen und uns dort mit dem Heer der Vindeliker vereinigen. Danach wird der Krieg gegen die Römer beginnen; der Tod wird uns dabei stets nahe sein … und deshalb denke ich, daß wir das, was zwischen uns steht, ausräumen sollten.“

„Da hast du wahrhaftig recht“, antwortete Caitlyn und fügte, um es Nerto leichter zu machen, hinzu: „Beinahe schäme ich mich ja für die Finte, die ich am Ende unseres Waffenstreits anwandte, um hinter dich aufs Roß zu kommen. Aber es blieb mir wirklich nichts anderes übrig, denn im Schwertkampf hätte ich dich doch unmöglich überwältigen können.“

Der Drachenkrieger schmunzelte. „Du hast es immerhin sehr listig und gekonnt angestellt. Und ich hätte eben damit rechnen müssen, daß ihr Frauen manchmal zu ungewöhnlichen Mitteln greift, wenn es darum geht, sich gegenüber einem Mann zur Wehr zu setzen.“

„Schließlich sind wir das schwächere Geschlecht, und daher könnten wir uns ohne gewisse Tricks nicht behaupten“, scherzte die Bardentochter.

„Davon vermag ich wahrlich ein Lied zu singen“, mischte sich der Häuptlingssohn ein.

Nerto mußte lachen; sodann erklärte er: „Du hast überhaupt keinen Grund zur Klage, Turos. Du bist nämlich in der glücklichen Lage, Caitlyns Liebe genießen zu dürfen, während ich leider das Nachsehen habe.



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