Der Corona-Schock (German Edition) by Sinn Hans-Werner

Der Corona-Schock (German Edition) by Sinn Hans-Werner

Autor:Sinn, Hans-Werner [Sinn, Hans-Werner]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Verlag Herder
veröffentlicht: 2020-07-27T16:00:00+00:00


„Die Corona-Krise kostet uns sehr viel Geld, und wir sollten Luxusthemen, die teuer sind, überdenken. Dazu gehören die deutschen Alleingänge in der Klimapolitik.“

Was wären aus Ihrer Sicht sinnvolle klimapolitische Maßnahmen?

Erst einmal müssen wir allerlei Unsinn wieder zurückdrehen. Wir haben energiepolitisch eine Fehlentscheidung an die andere gereiht. Etwa das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit Einspeisetarifen für den grünen Strom, das überhaupt nichts gebracht sondern uns nur die höchsten Strompreise in der gesamten industrialisierten Welt beschert hat mit der Folge, dass Unternehmen, die energieintensiv sind, abgewandert sind. Wenn wir mehr grünen Strom hier produzieren und den fossilen Strom zurückdrängen, dann setzen wir Emissionszertifikate frei, die über den europäischen Markt in andere Länder gehen, die zu fallenden Preisen eben mit diesen Emissionszertifikaten mehr fossile Stoffe verbrennen dürfen. Der sogenannte Cap, also die Menge der ausgegebenen Zertifikate beim Emissionshandel in Europa legt fest, wie viel CO2 in die Luft kommt, und nichts, was ein einzelnes Land tun kann wie Deutschland mit seinem Erneuerbare-Energien-Gesetz und all den Windflügeln und den Solardächern kann diesen CO2 -Ausstoß irgendwie verändern. EEG und Emissionshandel sind doppelt gemoppelt. Eines ist überflüssig. Und da der Emissions­handel eine EU-Angelegenheit ist, die wir als gegeben annehmen müssen, bringt das EEG nichts. Es kostet die Verbraucher aber 25 Milliarden Euro im Jahr. Das ist eine irrsinnige Summe für nichts und wieder nichts. Auch dies ist ein Stück quasireligiöser Ideologie in der deutschen Politik.

Die Windräder, die überall herumstehen, erzeugen zwar Strom, doch verdrängt dieser Strom nicht nur den Kohlestrom aus dem Netz, sondern auch die Emissionszertifikate in andere Länder, wo sie billigst zu haben sind und die Kohlekraftwerke rentabel machen und fördern, während der grüne Strom, der dort erzeugt wird, deswegen eher einen schweren Stand hat und zurückgedrängt wird.

Es kommt hinzu, dass Wind- und Sonnenstrom extrem flatterhaft sind, weil manchmal der Wind weht und manchmal die Sonne scheint und manchmal eben nicht. Im frühen Sommer ist genug Wind- und Sonnenstrom da. Dann weiß man nicht wohin damit und liefert ihn häufig zu negativen Preisen ins Ausland. Doch in den ausgeprägten Dunkelflauten um die Weihnachtszeit muss der Strom auch geliefert werden, und da man ihn nicht in den benötigten Mengen von einer Saison zur anderen speichern kann – Vorstellungen, das mit Talsperren oder gar Batterien zu machen, sind ökonomisch und technisch meilenweit von irgendeiner realistischen Möglichkeit entfernt –, braucht man die alten, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerke oder auch den Atomstrom weiterhin als Lückenbüßer. Man kann diese Kraftwerke zwar untereinander ersetzen und sollte in Zukunft mehr Gas als Kohle verwenden, doch ­netto gerechnet kann man die Kraftwerkskapazität in dieser Kategorie nicht verringern, wenn mehr Wind- und Sonnenstrom produziert wird. Ihre volle Kapazität ist für die Dunkelflauten weiterhin erforderlich. Die grüne Strategie geht also nur mit Doppelstrukturen: Man zahlt sowohl die Fixkosten der grünen Anlagen als auch jene der konventionellen Anlagen, und nur wenn Wind und Sonne zur Verfügung stehen, kann man die fossilen Brennstoffe einsparen. Die Gebäude, die Maschinen und vor allem die vollen Belegschaften der konventionellen Kraftwerke müssen weiterhin vorgehalten und bezahlt werden. Die Doppelstrukturen kosten doppeltes



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