Der Code by Olsson Fredrik T
Autor:Olsson, Fredrik T. [Olsson, Fredrik T.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967372
Herausgeber: Piper
25 Am meisten frustrierte es William, wie sehr er kämpfen musste, um seine Gedanken zu sammeln.
Er rieb sich mit der Handfläche das Gesicht, massierte mit Daumen und Zeigefinger die geschlossenen Augen, drückte so fest auf die Wangenknochen, dass es schmerzte, doch natürlich half das nicht.
Sie hatte ihn zu der Wand geführt, bis zum äuÃeren rechten Rand aller Gruppen mit Keilschrift, ihre flache Hand auf eine der Seiten gelegt und ihn noch einmal gebeten, das Papier zu betrachten, das er in der Hand hielt.
»Ich wusste nicht genau, an welche Stelle das gehörte. Aber es hat mir Angst gemacht.«
Er verstand nicht, was sie meinte.
Die letzten Zeichen auf der Seite, die sie ihm gegeben hatte, waren identisch mit den Zeichen auf dem Blatt an der Wand, und offenbar standen sie für ein Ereignis, das seinen Platz gefunden hatte, und offenbar erschreckte sie das, aber bisher wusste er nicht, weshalb.
»Deshalb sind wir hier«, hatte sie erklärt.
Er hatte nichts erwidert.
»All das, was passiert: Helena Watkins. Die Angst, dass wir beide uns angesteckt haben könnten. Das Virus. Es muss so sein.«
Er wartete auf weitere Erklärungen.
»Sie wussten, dass es passieren würde. Sie wussten es, und jetzt geschieht es.«
»Was?«
Sie kämpfte darum, eine angemessene Formulierung zu finden. Worte, die weder zu naiv noch zu distanziert klangen. Doch dann sagte sie es geradeheraus.
»Ich glaube, dass wir sterben werden.«
William schloss die Augen.
»Nein, ich weià es«, korrigierte sie sich.
Er schüttelte den Kopf, als hoffte er, dass seine Gehirnzellen wie Tetrisbausteine auf den richtigen Platz fallen würden, um die Zusammenhänge zu verstehen.
»Woher weiÃt du das?«, fragte er schlieÃlich. Mit heiserer Stimme, ohne die Augen zu öffnen. » Wie kannst du hier stehen und diese Verse ansehen, und im einen Moment sagst du, das sei eine Symbolsprache, die man auf unterschiedliche Weise auslegen könne, und im nächsten Augenblick behauptest du, dass du die Lösung weiÃt? Woher?«
»Es ist trotz allem eine Sprache. Ich kann dir kein Diagramm zeichnen. Ich weià es einfach.«
»Und warum kannst du dich nicht täuschen? Warum kannst du nicht eine irrsinnige Schlussfolgerung gezogen haben? Warum kannst du nicht nur teilweise mit deinen Ergebnissen recht haben, mit der Reihenfolge, den historischen Ereignissen, mit allem anderen â aber nicht mit dem, was du jetzt sagst?«
Janine wünschte sich nichts mehr, als ihm recht geben zu können. Das Problem war nur, dass sie wusste, dass er falschlag.
Sie wusste, dass die Texte über die vergangene Geschichte die Zukunft bewiesen, dass ihre Schlussfolgerung durch die Wand gerechtfertigt war, und ganz gleich, wie sehr sie auch versuchte, der Wahrheit nicht ins Gesicht zu sehen, sie würde doch genau darlegen können, wie alles zusammenhing.
Als Forscherin hätte sie zufrieden sein müssen.
Stattdessen schwankten ihre Gefühle zwischen Furcht und etwas anderem. Trauer?
Sie seufzte schwer, ging erneut die Wand entlang, arbeitete sich rückwärts durch alle Ausdrucke und suchte nach dem richtigen. Da. Sie blieb stehen. Legte die Hand auf das Blatt.
»Hier. 14. Jahrhundert. Sind wir uns darüber einig?«
William wiegte den Kopf hin und her. Und sie wusste, was das bedeutete. Möglicherweise. Falls du recht hast mit deiner ganzen Theorie über Zeitachsen und Reihenfolgen und Ereignisse, Herrgott noch mal.
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