Der Bund der Hexenkinder by Wilcke Michael

Der Bund der Hexenkinder by Wilcke Michael

Autor:Wilcke, Michael [Wilcke, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-28T05:00:00+00:00


Sie folgten einem Viehweg in Richtung Süden und begegneten dort bis zum Abend nur zwei Bauern, die einen Ballen Stroh auf einem Handkarren transportierten, und einem Schafhirten, der seine Herde wortlos an ihnen vorübertrieb. Ansonsten waren sie allein, und Charlotte war dies auch recht so, denn sie plagte noch immer die Sorge, dass Viktor oder jemand, den er ausgeschickt hatte, ihr folgen und sie hier aufspüren konnte.

Zunächst sprachen sie nur wenig miteinander. Robert schien in Gedanken versunken. Wahrscheinlich grübelte er über seine Gefährtin Helene, der es ganz und gar nicht gefallen hatte, dass er zu diesem Marsch nach Wagrain aufgebrochen war. Nach der Morgenmahlzeit war Robert zu ihr an den Bach gegangen, und Charlotte hatte aus der Entfernung mitbekommen, dass Helene Robert kräftig gescholten hatte. Die Worte hatte Charlotte nicht verstanden, aber das Mienenspiel der beiden hatte ihr noch einmal klargemacht, wie sehr Roberts Vorhaben Helene in Rage versetzt hatte und wie entschlossen er darauf beharrte, seine Hilfe anzubieten.

Im Grunde hatte Charlotte nicht so recht begriffen, weshalb Robert soviel Wert darauf legte, sie zu begleiten. Er schien sich – warum auch immer – für sie verantwortlich zu fühlen. Wie dem auch sei, alles in allem war sie froh, ihn während des langen Marsches an ihrer Seite zu haben. Eigentlich war er ein Fremder für sie, aber dennoch vertraute sie ihm. Für einen Vagabunden besaß er recht gute Manieren. Er war höflich und zuvorkommend und hatte immerhin ein großes Risiko auf sich genommen, um sie aus den Händen des Waidlingers zu befreien. Zudem bot sich nun die Gelegenheit, mehr über seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen.

Neugierig begann sie ihm Fragen zu stellen. Sie wollte wissen, wie lange er schon über Land zog. Ob Helene und ihr Sohn ihn schon immer begleitet hatten. Wo er zuvor gelebt hatte und ob er mit dem Gedanken spielte, in absehbarer Zeit wieder sesshaft zu werden. Robert zog bei all diesen Fragen zumeist die Stirn kraus und vermied es, ihr die Antworten zu geben, nach denen sie suchte. Entweder tat er ihre Fragen mit einem mürrischen Brummen ab, oder er zögerte so lange mit einer Antwort, dass sie davon überzeugt war, er habe sich eine Lüge zurechtgelegt. Nach einer Weile ging er dazu über, Fragen über Charlottes Leben in Salzburg zu stellen, worauf sie sich ähnlich verstockt verhielt, denn natürlich wollte sie nicht, dass er erfuhr, dass sie vor einem tollwütigen Ehemann davongelaufen war. Im Grunde war die Situation fast schon komisch. Sie beide schienen so viele Geheimnisse voreinander zu verbergen, dass es kaum möglich war, eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Also war es wohl das Beste, ganz darauf zu verzichten.

Erst als sie sich am Abend im Unterholz zur Nachtruhe niederlegten und ein Feuer entzündeten, wurde Robert wieder redseliger und erzählte von den Kniffen und Täuschungen, mit denen man das Mitleid der Menschen wecken und ihnen ein Almosen entlocken konnte.

»Sigmund versteht es meisterhaft, körperliche Gebrechen darzustellen«, verriet er ihr, während sie den Rest des Getreidebreis verspeisten, den sie mit sich führten. »Er bindet sich aus Lumpen



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