Departure by A.G. Riddle

Departure by A.G. Riddle

Autor:A.G. Riddle [Riddle, A.G.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF
ISBN: 9783641182113
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2016-06-01T11:34:38+00:00


27

Nick

Eine halbe Stunde später untersuche ich Heathrow – oder das, was davon übrig geblieben ist – genauer und reiche dann Grayson den Feldstecher.

Die Flughafengebäude sind zerfallene Ruinen, Haufen aus Beton, Stahl und Glas. Hier und dort ragen Scherben der farblich gekennzeichneten Schilder, die früher die Passagiere durch Europas größten Flughafen leiteten, aus den Trümmern auf und versehen die grauen Hügel mit roten, blauen und grünen Einsprengseln. Ein anderer Grünton überwiegt jedoch. Die Natur holt sich das Land allmählich zurück. Gras, Unkraut und Moos überziehen die Ruinen, aber Bäume konnten noch keine Wurzeln schlagen. Vielleicht wachsen sie in den nächsten Jahren, wenn Wind, Regen und Schnee Heathrow so weit pulverisiert haben, dass der Boden wieder fruchtbarer wird.

Hinter den Gebäuden erkennen wir die Lichtquelle – drei lange weiße Zelte, die wie Phantom-Erscheinungen in dem Meer aus hohem Gras leuchten. Von hier aus ist es schwer zu sagen, aber ich würde schätzen, dass sie zusammen ungefähr die Fläche eines Fußballfelds einnehmen. Ein Lichthof umgibt sie, sodass die Konturen mit der Nacht verschwimmen.

Auf einer der langen Rollbahnen wurde das Gras gemäht. Sie haben erwartet, dass Flug 305 hier landen würde. Ich werte das zunächst als gutes Zeichen, aber dann lässt mein Optimismus, der stetig angewachsen ist, seit ich das Licht und die Zelte gesehen habe, wieder nach. Neben den Zelten, am Ende der gemähten Landebahn, ragen drei Luftschiffe auf, deren silberne Haut von langen dunklen Schrammen durchzogen ist – die Narben der beiden Schlachten, die ich miterlebt habe, und wer weiß wie vieler anderer. Jedes ist ungefähr dreißig Meter lang und sieben Meter hoch. Ich frage mich, wie sie fliegen, und vor allem, ob die Insassen Freunde oder Feinde sind. Hier in der Dunkelheit, über das Meer aus Gras und die Ruinen von Heathrow hinweg, gibt es keinen Anhaltspunkt.

Eine Weile stehen Grayson und ich einfach vor den verrosteten Überbleibseln eines Zauns mit Stacheldrahtkrone zu unseren Füßen. Schließlich steigen wir vorsichtig hinüber und gehen weiter auf die Zelte zu.

»Was hast du vor?«, fragt Grayson mit gedämpfter Stimme.

Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie uns dort hören können, antworte ich leise und knapp: »Deckung suchen und warten. Nach Hinweisen Ausschau halten.«

Zehn Minuten später haben wir hinter dem weißen Rumpf eines umgestürzten Flugzeugs mir unbekannter Bauart Position bezogen. Die Zeit lässt es langsam im Boden versinken – wie den Flughafen und London selbst. Grayson und ich spähen abwechselnd über den verbeulten Rumpf zu den Zelten und drängen uns dicht zusammen, um ein wenig Wärme zwischen uns einzufangen.

Ich würde gern eine Weile schlafen, aber es geht nicht. Ich bin zu nervös, habe zu starke Schmerzen und friere zu sehr.

Ich sitze mit dem Rücken an der Metallhülle des Flugzeugs und sehe auf, als es zu regnen beginnt. Es ist nur ein Nieseln, längst nicht so schlimm wie der Wolkenbruch, den wir auf der Fahrt hierher durchstehen mussten, trotzdem könnte ich gut darauf verzichten.

Eine Stunde später haben wir noch nichts gesehen, keinen einzigen Hinweis, wie wir dort eindringen könnten. Noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Wir müssen uns bald entscheiden: Rückzug oder einen Versuch wagen.



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