Department 19 - Die Wiederkehr by Will Hill

Autor:Will Hill [Hill, Will]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth)
veröffentlicht: 2013-04-22T22:00:00+00:00

87 Tage bis zur Stunde null

29

Gespräch mit einem Ungeheuer

Am folgenden Morgen sprang Jamie Carpenter leichter aus dem Bett als seit vielen Monaten.

Meistens war sein Kopf beim Aufwachen von Müdigkeit und Sorgen schwer; an diesem Morgen war er jedoch federleicht. Das Gespräch mit Kate und Larissa hatte ihm so gewaltig gutgetan wie die Tatsache, dass er den beiden sein letztes Geheimnis anvertraut hatte – ein Geheimnis, von dem er sonst niemandem erzählt hatte und das außer ihm im ganzen Ring nur ein einziger weiterer Mann kannte. Ihm kam es vor, als sei nachts irgendetwas durchs Ohr in seinen Kopf gekrochen und hätte das Gehirn sauber geschrubbt. Nicht einmal das mit Valentin Rusmanov vereinbarte Gespräch, das in einer halben Stunde beginnen sollte, konnte seine gute Laune trüben.

Jamie frottierte sich trocken, grinste bei der Erinnerung daran, was für Gesichter die Mädchen gemacht hatten, als er sein Geheimnis erzählt hatte, zog seine schwarze Uniform an und machte sich auf den Weg zum Aufzug. Er ging rasch, teils weil seine gute Laune ihn beflügelte, teils weil er Admiral Seward nicht warten lassen wollte.

Das Vertrauen, das der Direktor in ihn setzte, und seine fast väterliche Haltung, die er einzunehmen begonnen hatte, waren Dinge, die Jamie sehr viel bedeuteten, auf die er sich in Abwesenheit seines Vaters mehr und mehr verließ.

Admiral Seward ließ ihn keine Zuneigung spüren, nicht mal andeutungsweise, aber er behandelte Jamie mit demselben Respekt wie jeden anderen, ohne sein Alter als positiven oder negativen Faktor einfließen zu lassen. Für Jamie, der zwei Jahre lang auf einen Vater zornig gewesen war, der nicht nur seine Familie, sondern auch sein Land verraten zu haben schien, und dem selbst nach der Rehabilitierung seines Vaters ein konstantes männliches Vorbild gefehlt hatte, war das genau, was er brauchte: Jemand, der ihn für vertrauenswürdig hielt und ihm zutraute, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen.

Jamie erreichte den Aufzug am Ende des langen Korridors und drückte den Rufknopf. Er dachte an den Kuss, den Larissa ihm gegeben hatte, bevor die Mädchen gestern Abend seine Unterkunft verlassen hatten – ihr erster Kuss vor Kate, die natürlich gekichert und sich dann lächelnd abgewandt hatte. Der Kuss hatte mit demselben Feuer gebrannt wie ihr erster, mit einem Feuer, das alles andere wegzubrennen schien, das tosend röhrte und ihm das Gefühl gab, sie seien die einzigen Menschen auf der Welt. Trotzdem war dieser Kuss nicht ganz gleich gewesen, denn erste Küsse waren einzigartig und nicht reproduzierbar.

Aber er war sehr ähnlich, dachte Jamie. Verdammt ähnlich.

Die Aufzugtür öffnete sich. Jamie trat in die Kabine und nickte dem darin stehenden Agenten zu, der ihm vage bekannt vorkam – eines der beinahe vertrauten Gesichter, die den Ring bevölkerten. Dies war keine Umgebung, in der es leicht war, Leute kennenzulernen: Agenten verbrachten die meiste Zeit mit ihren Teamkameraden und bei Einsätzen an abgelegenen Orten im In-und Ausland. Hatten sie dann tatsächlich dienstfrei, flüchteten die meisten sich in ihr warmes Bett.

Manche suchten das Offizierskasino auf, um sich bei einem Drink, einer Zigarre oder einer Partie Poker zu zerstreuen, aber es

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