DEMON Sumpf der Toten Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast by Douglas Preston & Lincoln Child

DEMON  Sumpf der Toten Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast by Douglas Preston & Lincoln Child

Autor:Douglas Preston & Lincoln Child [Preston, Douglas & Child, Lincoln]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783426422243
Herausgeber: Knaur e-books


28

5. März

Ich habe den Morgen und einen großen Teil des Nachmittags in Warwickshire verbracht, mit einem Besuch auf dem Anwesen Hurwell Ossory. Was für eine Zeit ich dort hatte! Die Hurwells sind eine uralte englische Familie, wie sie leider heutzutage allzu oft anzutreffen ist: Finanziell stark eingeschränkt, leben sie wie arme Leute in ihrem Herrenhaus, die Abstammungslinie geschwächt durch Inzucht, ein nutzloser Karbunkel der Gesellschaft. Eines haben sich die Hurwells jedoch bewahrt: ihren Stolz. Geradezu fanatisch verehren sie Lady Elizabeth Hurwell und ihre guten Taten. Dabei war sie zunächst ein Stein des Anstoßes, und zwar, weil die Hurwells eifersüchtig über ihren guten Ruf wachten (allein Gott weiß, was für einen guten Ruf sie ihrer Ansicht nach zu verlieren hatten). Als ich ihnen sagte, dass ich eine Biographie von Lady Hurwell plane, waren sie sofort misstrauisch. Zweifelsohne war es Neugier, die sie dazu veranlasste, meiner Bitte um einen Besuch zu entsprechen, aber als ich meine Absichten im Einzelnen darlegte, reagierten sie verschlossen und unkooperativ. Dies änderte sich jedoch schrittweise, als ich ihnen eröffnete, in welch gutem Licht ich Lady Hurwell betrachte und welch freundliches Bild ich von ihr zu zeichnen gedenke. Zudem schwor ich sie auf Verschwiegenheit ein, was – wenn hier ein kleines Selbstlob einfließen darf – ein meisterlicher Schachzug war, denn er vermittelte den Hurwells den Eindruck, dass es in ihrer Familienhistorie sehr viel mehr Interessantes gibt, als dies leider der Fall ist.

Nur drei Hurwells sind noch am Leben: eine unverheiratete Tante, Sir Bartleby Hurwell, Lady Hurwells Urenkel, ein erbärmlich schwacher Mensch, und seine Tochter, eine alte Jungfer. Stundenlang haben sie mir alte Familiengeschichten erzählt, mir Fotoalben gezeigt und von Lady Hurwell in ehrfurchtsvollem Ton gesprochen. Trotz ihrer Bewunderung für die Frau besaßen sie jedoch leider kaum nützliche Informationen. Das meiste von dem, was sie mir erzählten, hatte ich bereits im Zuge meiner Nachforschungen erfahren. Sie servierten mir ein Lunch aus schlaffen Gurkensandwiches und dünnem Tee. Ich merkte, wie ich den Mut verlor. Ich hatte Abstand davon genommen, erst dann mit Lady Hurwells Nachfahren Verbindung aufzunehmen, wenn ich in meinen Recherchen weit gediehen war, denn ich war überzeugt davon, dass eine vorgebliche Vertrautheit mit ihren Vorfahren dabei helfen würde, das Eis zu brechen. Nun, da das Eis gebrochen war, schien es jedoch, als würden meine Bemühungen nur spärliche Ergebnisse erzielen.

Dennoch erkundigte ich mich beim Lunch nach dem Zustand von Lady Hurwells persönlichen Unterlagen. Wie sich herausstellte, wussten die drei verbliebenen Hurwells nichts über irgendwelche Papiere, vielmehr teilten sie mir mit, dass sich diese Dokumente, so es denn welche gäbe, auf dem Dachboden befänden. Selbstverständlich bat ich darum, sie einsehen zu dürfen. Nach einer kurzen Plauderei stimmten sie zu. Und so führte mich Sir B. nach Beendigung des Essens durch hallende Galerien und wackelige Hintertreppen auf den Dachboden des Herrenhauses. Dort gab es kein elektrisches Licht, aber zum Glück hatte ich die Voraussicht besessen, eine Taschenlampe nebst Ersatzbatterien mitzubringen.

Der Dachboden nahm kein Ende, die verschiedensten Gerüche schlugen mir entgegen. Da waren antike Überseekoffer; Stapel leerer hölzerner Transportkisten; Schneiderpuppen mit hervorquellendem



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