Dem Pharao versprochen by Marliese Arold

Dem Pharao versprochen by Marliese Arold

Autor:Marliese Arold [Arold, Marliese]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783104016474
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2011-09-27T22:00:00+00:00


»Du willst Waset wirklich verlassen?«, fragte Selket. Nach ihrer Krankheit war sie noch etwas wackelig auf den Beinen und hielt sich an der Türöffnung fest, während sie Duamutef zusah, wie er seine Sachen packte.

»Glaub mir, es ist das Beste«, knurrte Duamutef mit zusammengebissenen Zähnen. »Hier in der Stadt wird es mir zu eng. Außerdem habe ich Ärger im Stall. Wir haben einen neuen Pferdepfleger, und der spielt sich auf, als sei er Amun persönlich!«

»Versündige dich nicht«, mischte sich Imara ein. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. In der letzten Zeit hatte sie sich sehr viele Sorgen gemacht, sowohl um die kranke Selket als auch um Duamutef, der sich so verändert hatte. Er sprach nur noch das Allernötigste und lief mit finsterer Miene umher. Nichts schien ihm mehr Freude zu machen. Außerdem begann er seine Arbeit zu vernachlässigen, der er bisher mit großer Sorgfalt nachgegangen war.

Duamutef hatte sein Bündel fertig geschnürt und verknotete den Riemen.

»Und du willst es dir nicht noch einmal überlegen?«, fragte Selket, obwohl sie ihrem Bruder selbst vor einiger Zeit nahegelegt hatte, Waset zu verlassen. Doch es war etwas anderes, wenn man nur darüber redete. Jetzt, da Duamutef wirklich dazu entschlossen war, spürte Selket, wie schwer ihr der Abschied von ihrem Bruder fiel. Sie würde ihn vermissen … Es war, als ginge ihre Kindheit nun endgültig zu Ende.

»Ich habe lange genug darüber nachgedacht«, antwortete Duamutef und lächelte seiner Schwester traurig zu. »Und der Entschluss ist mir wahrhaftig nicht leichtgefallen.«

»Und wohin willst du gehen?«, fragte Imara besorgt.

»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Duamutef. »Aber wenn ich irgendwo Arbeit und eine Bleibe gefunden habe, dann werde ich euch eine Nachricht schicken. Macht euch keine Sorgen um mich, ich komme schon zurecht.«

Imara seufzte tief. »Hast du schon mit Inet geredet?«

»Ja, gestern Abend. Sie hat sehr verständnisvoll reagiert, obwohl sie natürlich enttäuscht war. Wir wollten schließlich heiraten. Ich hoffe, sie findet bald einen anderen netten jungen Mann, mit dem sie eine Familie gründen kann.« Duamutef wandte sich seiner Schwester zu und kniff sie spielerisch in die Wange. »Genau wie du. Du bist dünn und blass geworden, Selket! Sieh zu, dass du bald wieder etwas Fleisch auf deine Rippen bekommst, damit dich die Männer angucken.«

Selket brach in Tränen aus.

»Ach, so war es doch nicht gemeint«, sagte Duamutef erschrocken und streichelte seiner Schwester übers Haar. »Ich will nur, dass du auf dich aufpasst.«

»Und ich heule nicht, weil die Männer mich hässlich finden, sondern weil du weggehst«, sagte Selket und nahm seinen Arm. »Versprich, dass du schreibst, ja? Mindestens einmal im Monat!«

»Ach Selket, du weißt doch, ich bin ein schlechter Schreiber!« Duamutef lächelte, aber seine Schwester sah, dass auch seine Augen feucht wurden. Der Abschied fiel ihm schwer. »Ihr werdet von mir hören – mindestens zweimal im Jahr und auch immer dann, wenn ich einen neuen Sohn oder eine neue Tochter habe. Und dann musst du und Mutter mich besuchen kommen!« Er schob die Finger unter Selkets Kinn und küsste sie auf die Wangen. »Mach’s gut, Selket! Mögen die Götter mit dir sein! Ich wünsche dir Glück, ein langes Leben und mindestens ein Dutzend Kinder!«

Selket schluchzte auf.



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