Delphi sehen und sterben by Lindsey Davis

Delphi sehen und sterben by Lindsey Davis

Autor:Lindsey Davis [Davis, Lindsey]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426408261
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2011-12-20T23:00:00+00:00


Nach einer Weile schritten wir auf den breiten Brunnenstufen hinunter zu einem vom Wasser gekühlten offenen Innenhof. Die Becken befanden sich nach wie vor unter uns und waren über ein paar weitere Stufen zu erreichen. Wir hörten Wasser aus sechs löwenköpfigen Speirohren herabrauschen. Überschattet von den Umfassungsmauern, bewegten wir uns vorsichtig auf den feuchten Steinplatten. Bewundernd blickte ich zu der geschmackvoll bemalten Architektur hinauf und brachte Phineus wieder auf das vorherige Thema zurück. »Also – Tag vier vor drei Jahren: Was ist da passiert, Phineus?«

»Die Männer hatten einen wirklich guten Tag bei den Kampfsportarten verbracht, und danach hatte ich ein Festmahl für sie organisiert.«

»Vermutlich können Sie sie nicht zu dem offiziellen Siegerbankett mitnehmen? Das Prytaneion ist den Wettkämpfern vorbehalten. Also haben Sie für eine Alternative gesorgt – ähnlich derjenigen, die Sie für die momentane Gruppe organisiert haben?« Dabei würde es sich um einen langweiligen Abend mit abscheulichen Erfrischungen gehandelt haben, wie von dem wütenden Gruppenmitglied Sertorius geschildert. »War’s gut?« Ich konnte mir den Sarkasmus nicht verkneifen.

»Natürlich. Am nächsten Morgen wurde das blöde Mädchen vermisst, ihre verdammte Tante kreischte wie verrückt herum, wir mussten unsere Abreise verschieben und einen ganzen Tag mit der erfolglosen Suche nach der lieben kleinen Caesia verbringen. Das werde ich nie vergessen. Es schüttete wie aus Eimern.«

»Sie war über Nacht verschwunden?«

»Die Tante meldete es, als wir aufbrechen wollten. Ich glaube, sie hatte bis zum Morgen gewartet.« Phineus sah, wie ich ihn von der Seite musterte. »Falls die liebe kleine Caesia sich einen Freund gesucht und bei ihm hatte bleiben wollen.«

»Hatten Sie einen Grund für diese Annahme?«

»Dass sie einen Freund gefunden hatte? Kann ich mir nicht vorstellen. Sie war eine prüde kleine Maus. Zuckte zusammen, wenn jemand sie auch nur ansah. Schien Männer nicht zu mögen.«

Das war mir neu. Außerdem unrichtig. Ihr Vater hatte gesagt, es habe zu Hause in Rom einen Vorfall mit einem Mann gegeben. »Sie dachten, sie hätte keine Erfahrung?«

»Sie versteckte sich auf der ganzen Reise hinter den Röcken älterer Frauen.« Versteckte sich wovor, fragte ich mich.

»Wer machte ihr schöne Augen?«

»Niemand.« Phineus blickte verärgert. »Verdrehen Sie meine Worte nicht. Das habe ich nie gesagt.«

Ich ging das Thema von einer anderen Seite an. »Haben Sie ihren Vater kennengelernt – hinterher?«

Jetzt war Phineus derjenige, der zusammenzuckte. »Warum? Was hat ihr Vater behauptet, Falco?«

»Sind Sie aber empfindlich! Das war nur eine schlichte Frage.«

»Ich bin ihm begegnet«, gab Phineus zu. »Ich war höflich zu ihm. Er hatte sein Kind verloren, und ich empfand Mitleid. Es gab nur überhaupt nichts, was ich tun konnte, um dem Mann zu helfen. Ich wusste nicht, was mit Marcella Caesia passiert war.« Er hielt inne. Ich konnte nicht erkennen, was er dachte, hatte aber erneut das Gefühl, dass es durchaus Dinge gab, die Phineus verheimlichte. »Außer dem einen, Falco – wenn Caesia wirklich in der Nacht vor unserer Abreise verschwand, dann hat ihr mit Sicherheit keiner der männlichen Mitreisenden aus dieser Gruppe etwas angetan. Das wäre unmöglich gewesen. Alle waren an Tag vier mit mir zusammen, von dem Moment an, als wir die Frauen an dem Morgen verließen – einschließlich Caesia, bei bester Gesundheit.



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