Delhi by Dasgupta Rana

Delhi by Dasgupta Rana

Autor:Dasgupta, Rana [Dasgupta, Rana]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2015-04-22T16:00:00+00:00


»Mir war klar, dass mein Mann viel trank«, sagt Simran. »Jeder trinkt mal viel, das ist auch okay, aber bei ihm war's ein bisschen mehr. Es wirkte sich allmählich auf unser Leben aus. Er stammte aus einer Punjabi-Unternehmerfamilie, und man hatte ihm die Leitung eines Teils 237der Firma übertragen. Aber er war der Aufgabe nicht gewachsen. Er trank immer mehr. Gewalttätig wurde er nie, er schaltete einfach ab. Morgens war er verkatert und ging nicht zur Arbeit. Seine Familie rief mich ständig an – ›Wo bleibt er denn, warum geht er nicht ans Telefon?‹ –, und ich log immer wieder: ›Er fühlt sich nicht wohl, er hat Magenschmerzen, er hat sich hingelegt.‹ Ich kam damit nicht klar.

Mit dem Kinderkriegen ließ ich mir Zeit. Ich war mir nicht sicher, ob ich in dieser Ehe überhaupt Kinder wollte. Weil mein Mann Alkoholiker war. Aber ich liebte ihn.

Die Familie zerbrach sich den Kopf darüber, wie man erreichen konnte, dass Prashant sich mit sich selbst besser fühlte, so dass er zu trinken aufhörte und seinen Verpflichtungen nachkam. Sie bedrängten meinen Schwiegervater und sagten, Prashant sei doch jetzt verheiratet, er habe ein schönes Zuhause, er leite einen Teil der Firma – man müsse ihm Aktien des Familienunternehmens geben, dann werde er mehr Verantwortung zeigen. Also schenkte ihm mein Schwiegervater seine ersten Aktien. Und was machte Prashant? Er kaufte sich sofort einen Lamborghini Murciélago. Es war ein toller Wagen, Prashant kam sich wichtig damit vor, und er war glücklich. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.

Es blieb alles beim Alten und schließlich wurde Prashant wegen seines Alkoholkonsums aus der Firma geworfen. Er hatte eine Dummheit gemacht. Er ging also und wusste nicht, was er nun anfangen sollte. Meine Schwiegereltern warfen uns auch aus dem Haus, und wir zogen in eine Mietwohnung. Er hatte nichts mehr zu tun, er trank und schlief nur noch. Unser Leben ging allmählich in Scherben.

Dann passierte etwas Schreckliches: Ich fiel ins Koma und musste mich einer Gehirnoperation unterziehen. Danach durfte ich zwei Jahre lang keine Kinder bekommen. Prashant war fix und fertig, er beschloss, sich zu bessern, und machte in England eine Entziehungskur.

Als er zurückkam, brauchte ich keine Medikamente mehr zu nehmen, wir durften Kinder bekommen, und er war absolut clean. Wir freuten uns riesig und beschlossen, eine Familie zu gründen. Mein Sohn wurde geboren, Prashant war ein wunderbarer Vater, seine Fir238ma lief immer besser, und er brachte das großartigste Produkt heraus, das man sich vorstellen kann. Ich war sehr stolz auf ihn.

Aber dann fingen die Probleme wieder an. Er verlor das Interesse an seiner Firma und ging wie früher jeden Tag viel zu spät zur Arbeit. Das nervte mich, weil er bis mittags schlief und die Wohnung nicht saubergemacht werden konnte; bis er endlich aufstand, war sein Frühstück abgeräumt und es war Zeit fürs Mittagessen … Aber ich versuchte damit klarzukommen. Ab und zu sagte ich: ›Prashant, du möchtest doch an der Firma beteiligt sein, du möchtest, dass dein Vater dich respektiert, also musst du auch verantwortungsbewusst handeln.



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