Die neue Ordnung des Geldes: Warum wir eine Geldreform brauchen (German Edition) by Thomas Mayer

Die neue Ordnung des Geldes: Warum wir eine Geldreform brauchen (German Edition) by Thomas Mayer

Autor:Thomas Mayer [Mayer, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-22T04:00:00+00:00


Wider das Staatsgeldsystem

Hart widersprechen dem Geldbegriff der Neochartalisten und der von ihnen favorisierten Geldordnung die in der Tradition der Österreichischen Schule stehenden Neo-Austrians.83 Für diese ist Geld Tauschmittel und hat daher den Charakter von Warengeld. Es ist keine Schuldverschreibung, sondern stellt einen Vermögenswert dar, der die besondere Eigenschaft hat, leicht in andere Vermögenswerte oder Güter und Dienstleistungen getauscht werden zu können. Für die Neo-Austrians ist die Elastizität des Geldangebots der wesentliche Grund für wirtschaftliche Instabilität.84

Diese Elastizität wird in einem auf dem Metallstandard beruhenden Geldsystem durch die Technik der fraktionalen Reservehaltung der Banken geschaffen. In unserem gegenwärtigen System des künstlichen (Fiat-)Geldes wird sie noch dadurch gesteigert, dass die Zentralbank die Geldschöpfung der Banken durch Kreditvergabe vollständig akkommodiert. Wie wir in Kapitel 2 gesehen haben, wird dadurch die im Metallstandard noch eingeschränkte Möglichkeit der Banken zur Geldschöpfung praktisch grenzenlos.

Die Zentralbank versucht zwar, die Kreditnachfrage durch Steuerung der Zinsen für Interbankkredite zu beeinflussen, kann aber dadurch die Geldschöpfung nicht wirklich kontrollieren. Der Kontrollverlust wird komplett, wenn die Zentralbank den Erfolg ihrer Bemühungen an der Entwicklung des Konsumentenpreisindex misst und aufgrund fehlerhafter makroökonomischer Modelle den Blick auf die Kredit- und Geldentwicklung vollständig verliert.

Zur Vermeidung wirtschaftlicher Instabilität wollen die Neo-Austrians das Geldangebot unelastisch machen. Dazu wollen sie Geld zu einem festen Preis an Gold binden und die Banken zur vollständigen Deckung von Sichteinlagen mit Gold verpflichten.85 Den Einwand, die begrenzte Menge an Goldvorräten würde in einer wachsenden Wirtschaft eine unerwünschte Tendenz zur Deflation hervorbringen, lassen sie nicht gelten.

Steigt die Nachfrage nach Geld aufgrund eines höheren Volumens an Transaktionen in einer wachsenden Wirtschaft oder aufgrund des Wunsches, einen höheren Geldbestand zu halten, so sinken die in diesem Geld ausgedrückten Preise aller anderen Güter oder Vermögenswerte. Dies sollte ebenso wenig Schwierigkeiten bereiten wie die in unserem gegenwärtig existierenden Geldsystem angestrebte Tendenz zu steigenden Preisen.

Oft wird dagegen eingewendet, dass in der Tendenz sinkende Preise die Konsumenten zur Zurückhaltung beim Kauf von Gütern und Dienstleistungen und zur Hortung von Geld veranlassen könnten. Wie wir in Kapitel 1 gesehen haben, haben Silvio Gesell und andere aus Furcht vor einer verbreiteten Hortung von Geld vorgeschlagen, das Geld »rosten« zu lassen, das heißt, seinen Wert systematisch mit der Zeit zu verringern. Solange die Deflation nicht galoppiert, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sich Verbraucher systematisch zurückhalten und Geld horten, statt zu konsumieren.

So betrug zum Beispiel die Inflationsrate in Japan in der Zeit von 1995 bis (einschließlich) 2013 –0,1 Prozent. In dieser Zeit stieg der reale Konsum pro Kopf mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 0,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum betrug die Inflationsrate in Deutschland 1,5 Prozent, und der reale Konsum pro Kopf stieg mit einer Jahresrate von 0,9 Prozent. Die leichte Deflation in Japan ging demnach mit einem Wachstum des Konsums einher, das dem in Deutschland sehr ähnlich war, obwohl die deutsche Inflationsrate positiv und wesentlich höher war als die japanische.86

Unbestritten ist dagegen, dass Deflation, ob leicht oder schwer, Vermögen von Schuldnern zu Gläubigern umverteilt. Der um die Veränderung des Preisniveaus bereinigte Wert von nominalen Forderungen und Verbindlichkeiten steigt, wenn das Preisniveau sinkt. Dies



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