Das Ende des freien Marktes by Carl Hanser Verlag

Das Ende des freien Marktes by Carl Hanser Verlag

Autor:Carl Hanser Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2011-03-26T16:00:00+00:00


Beinahe alle bisher beschriebenen Länder werden in der einen oder anderen Form autoritär regiert. Aber auch einige demokratische Regierungen setzen staatskapitalistische Instrumente ein, um ihre politischen Ziele zu erreichen.

Indien

Inzwischen hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass die Wirtschaftspolitik Indiens in der Zeit zwischen 1947, als das Land unabhängig wurde, und den späten 1980er-Jahren von den persönlichen, etatistisch geprägten Ansichten von Ministerpräsident Jawaharlal Nehru und seiner Tochter, der späteren Ministerpräsidentin Indira Gandhi, geprägt wurde. In dieser Zeit setzte eine Regierung nach der anderen in vielen Sektoren der Wirtschaft die Dominanz des Staates durch, mit rigider Regulierung der Märkte und gesetzlichen Vorschriften, die indische Firmen vor ausländischer Konkurrenz schützten. Aber 1991 nahm eine indische Regierung angesichts einer schwerwiegenden Wirtschafts- und Finanzkrise marktwirtschaftliche Reformen in Angriff – es ging um ihr politisches Überleben. Sie begann, staatliche Monopole zu zerschlagen und Indiens privaten Sektor zu entfesseln, was zu einer noch nie da gewesenen Belebung von Handel und ausländischen Investitionen führte. In den letzten Jahren haben andere Reformer die Wirtschaft weiter dereguliert, um Indien auf seinem Weg zu einem wirtschaftlichen Energiezentrum voranzutreiben.

Diese vereinfachte Darstellung der Geschichte enthält viel Wahres, aber Indien befindet sich nach wie vor in der Schwebe zwischen dem staatlich dominierten Wirtschaftsmodell einer früheren Epoche und einer von freiem Unternehmertum beflügelten Wirtschaft. Indiens Regierung zögert auch weiterhin, sich uneingeschränkt zur freien Marktwirtschaft zu bekennen, und zwar aus drei wichtigen Gründen. Erstens sagen nur wenige indische Politiker öffentlich, dass freie Märkte schnelleres Wachstum produzieren. Zweitens stellen die ärmsten Bürger Indiens eine ungewöhnlich große Wählergruppe dar, und die Politiker fürchten den Zorn dieser Wähler für den Fall, dass die Regierung langfristige Reformen umsetzt, die kurzfristige Schmerzen verursachen. Drittens ist echte staatliche Dominanz eine Gewohnheit, die man nur schwer ablegen kann – vor allem, wenn es der Staat ist, der sie ablegen müsste. Die Regierungen Indiens haben in den vergangenen 20 Jahren die Industrie- und Handelspolitik des Landes liberalisiert, um großen indischen Unternehmen das Leben zu erleichtern, aber die Politiker bieten verschiedenen Wählergruppen unterschiedliche Erklärungen für solche Maßnahmen an. Heute gibt es in der politischen Führung ein größeres Vertrauen darauf, dass freie Märkte häufig bessere Ergebnisse erzielen als staatliche Bemühungen, und das hat in der Gesellschaft zu einer echten Diskussion geführt darüber, wie sich am besten die Armut bekämpfen und die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben lässt. Bei der Parlamentswahl 2009 erhielt die Kommunistische Partei Indiens, in den vergangenen Jahren eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu Reformen, ihren niedrigsten Stimmenanteil seit 1952. Aber diese Debatte ist noch nicht entschieden, und es wird stets politisch weniger riskant sein, ernsthaften Diskussionen über die Abschaffung staatlicher Subventionen oder die Reform nicht funktionierender Sozialhilfeprogramme aus dem Weg zu gehen. Die Entschiedenheit, mit der sich die von der Kongresspartei geführte Regierung einem bestimmten Plan verpflichtet fühlt, wird jede Woche erneut auf die Probe gestellt, wenn neue Wirtschaftszahlen und politische Umfrageergebnisse veröffentlicht werden.

Die indische Regierung organisiert ihre Wirtschaftspolitik nach wie vor in Fünfjahresplänen, die von einer staatlichen Planungskommission unter Vorsitz des Ministerpräsidenten aufgestellt, umgesetzt und überwacht werden. In gewissen Sektoren mischt sich der



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.