Deine Lippen, so kalt by Amy Garvey

Deine Lippen, so kalt by Amy Garvey

Autor:Amy Garvey [Garvey, Amy]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-07-22T22:00:00+00:00


Kapitel vierzehn

Danny war eine Weile mein Geheimnis. Bevor er starb, meine ich. Er hätte keines sein müssen – es war nicht so, als wäre meine Mom dagegen gewesen, dass ich einen Freund habe, auch wenn ich die unausweichliche Sexpredigt über mich ergehen lassen musste, als es ernst mit uns wurde. Mann, war das unangenehm. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hören würde, wie meine Mutter dermaßen oft das Wort Kondom benutzt. Aber als sie eines auspackte, mussten wir beide kichern, weil sie es geschafft hatte, welche zu kaufen, die im Dunkeln leuchteten. Ich bremste sie jedoch, bevor sie mich zwingen konnte, es über eine Banane zu stülpen.

Ich machte mir auch nicht wirklich Sorgen wegen Jess und Darcia. Wir hatten schließlich seit der sechsten Klasse über Jungs geredet, begonnen mit Bailey Sutter, der vor allen anderen Jungs einen Wachstumsschub hatte und jede sich bietende Gelegenheit nutzte, um mit Jess zusammenzustoßen, was im Alter von zwölf einer Liebeserklärung gleichkommt.

Danny war nicht der erste Junge, für den ich schwärmte, aber er war der erste, an den ich ununterbrochen denken musste. Der erste, bei dem mich das Warten auf einen Anruf ganz kribbelig und nervös machte, der erste, den ich in und auswendig kennen wollte, in den ich hineinkriechen, den ich auseinandernehmen wollte, damit ich jeden Teil von ihm betrachten und berühren konnte.

Ich wollte ihn mit niemandem teilen. Es war ein bisschen, als würde man ein Bild malen. Ich wollte nicht, dass irgendwer es sah, bevor ich absolut zufrieden damit war. Und diese ersten paar Wochen mit ihm waren genauso magisch, wie es gewesen war herauszufinden, was ich alles tun konnte. Als ich zum ersten Mal eine Blume berührte und beobachtete, wie ihre Farbe intensiver wurde, oder als ich lernte die Musik auf meinem iPod mit einer Geste lauter zu stellen. Es machte mich schwindelig vor Glück, ihn quer durch die Cafeteria anzusehen, zu entdecken, dass er mich anlächelte, und zu wissen, dass er mir gehörte, dass diese unfassbar große Sache, die mir passiert war, noch immer ganz allein mir gehörte. Niemand konnte sie infrage stellen oder sie beschmutzen oder ruinieren. Ich konnte sie bewahren, perfekt und heil, so lange ich wollte.

So blieb es natürlich nicht. Nach einer Weile wurde es zu schwer, ihn auf dem Gang nicht meine Hand halten zu lassen und ihm auszureden, sich von hinten an mich ranzuschleichen, wenn ich an meinem Spind stand. Ihn nicht das Kinn auf meinen Kopf stützen zu lassen, während seine Hände sich um meine Taille schlangen. Nach einer Weile wollte ich es teilen, damit angeben, der Welt zeigen, warum ich die Hälfte der Zeit wie eine bescheuerte Vollidiotin grinste.

Mit Gabriel ist es völlig anders.

Mein Telefon klingelt in dieser Nacht, nachdem ich die letzten wenigen windigen Blocks nach Hause gerannt bin, seinen Geschmack noch immer auf den Lippen und die Wangen heiß vor Scham und Schuldgefühl. Ich weiß, ich sollte das Klingeln wahrscheinlich ignorieren, aber das mache ich nicht. Stattdessen rolle ich mich unter der Bettdecke zusammen, starre aus dem Fenster nach draußen, wo die nackten Äste der Bäume am Himmel kratzen, und gehe ran.



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