Deadwood by Pete Dexter

Deadwood by Pete Dexter

Autor:Pete Dexter
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Liebeskind Verlag
veröffentlicht: 2012-02-26T09:23:53+00:00


Seth Bullock hatte einen Riecher für Ärger, und das hier schrie förmlich nach Ärger.

Über Nacht hatte Solomon Star sein Interesse am Geschäft verloren. Bullock war seit neun Jahren sein Geschäftspartner, vor Deadwood in Bismarck, und er bemerkte den Unterschied, als Solomon aufhörte, morgens wegen der Bücher herumzumeckern. An zwei Tagen in der letzten Woche hatte er noch nicht mal einen Bleistift angespitzt.

Am Montag sagte Bullock versuchshalber: »Meinen Sie nicht, wir brauchen eine neue Veranda?«

Solomon Star zuckte die Achseln und fragte nicht einmal nach, wie viel denn so eine Veranda kostete. Er saß an seinem Schreibtisch, mit offenem Hemdkragen, und starrte an die Decke. Während der neun Jahre hatte Bullock seinen Partner kein einziges Mal bei der Arbeit ohne Krawatte gesehen. Er konnte sich ebenfalls nicht daran erinnern, dass er schon mal Löcher in die Luft gestarrt hätte.

Früher hatte er seine Nase immer in den Büchern vergraben. Er wusste genau, wo das Geld war und woher es kam. Er behielt die Zinszahlungen im Auge und nahm manchmal aus Vorsicht einen Kredit auf, wenn sie noch gar kein Kapital brauchten. Er diskutierte mit Bullock über Bestellungen und Vorräte, er diskutierte über das Geld, das Bullock an Witwen und Waisen und für andere öffentliche Belange spendete. Er diskutierte und hatte Einwände, gab aber immer nach. Bullock verfolgte einen langfristigen Plan, den er nie erklärt bekam, und am Ende vertraute er einfach darauf, dass es einen solchen gab.

Und in dieser Hinsicht verließen sich Seth Bullock und Solomon Star aufeinander. Sie verstanden sich auf eine Art und Weise, wie es bei unterschiedlichen Menschen manchmal vorkommt – jeder dachte, er verstehe den anderen besser als der andere ihn.

»Wir könnten Hartholz aus Colorado raufkommen lassen«, sagte Bullock, inzwischen ernsthaft beunruhigt. Es hing viel vom Gleichgewicht ab, das zwischen ihnen herrschte, und er sah, dass es sich geändert hatte.

Solomon Star behielt die Augen fest zur Decke gerichtet. »Was immer Sie meinen, Mr. Bullock«, sagte er.

»Tropische Pflanzen«, sagte Bullock. »Wir könnten Orchideen anpflanzen und sie am Maifeiertag verkaufen … Solomon?«

»Ich denke nach«, sagte er. »Ich glaube, ich würde gern einen Roman lesen.«

Seth Bullock brachte so schnell nichts aus der Fassung, aber diese Ankündigung verfehlte ihre Wirkung nicht. »Sie sind in letzter Zeit nicht Sie selbst«, sagte er.

»Genau dasselbe habe ich gerade auch gedacht«, meinte Solomon. »Genau dasselbe.«

Bullock starrte seinen Partner an und versuchte herauszufinden, was los war. »Sind Sie krank?« fragte er. Hoffentlich war er krank.

Solomon stand auf und ging nach vorne in den Laden. Er sah aus dem Fenster. Solomon hatte in seinem ganzen Leben noch keine fünf Minuten aus irgendwelchen Fenstern gesehen. Bullock folgte ihm. »Wissen Sie was, Mr. Bullock?« sagte Solomon nach einer Weile. »Diese Berge da sind hübsch. Mir ist, als hätte ich sie noch nie wirklich wahrgenommen, als würde ich sie heute zum ersten Mal sehen.«

»Gab’s schlechte Nachrichten von zu Hause?« fragte Bullock. »Ist die Post heute gekommen?«

Solomon schüttelte den Kopf, er sah immer noch aus dem Fenster. Er holte tief Luft, stand aufrechter da als sonst. »Ich frage mich, was für eine Aussicht



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