De Jade-Saga 02 - Jade War - Magie ist Macht by Lee Fonda

De Jade-Saga 02 - Jade War - Magie ist Macht by Lee Fonda

Autor:Lee, Fonda [Lee, Fonda]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2023-12-02T00:00:00+00:00


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Am Morgen stand Shae auf und zog eine bequeme Hose und ein eng geschnittenes Nylonoberteil an, dazu die traditionelle Lederweste und Schuhe mit weichen Sohlen. Nachdem sie ihre Haare zurückgebunden hatte, betrachtete sie sich prüfend im Spiegel und überlegte, wie viel Jade sie anlegen sollte. Wer jeden noch so kleinen Vorteil für sich herausschlagen wollte, trug in einem Duell seine gesamte Jade, dadurch verlor man aber auch alles, wenn man besiegt wurde. Besaß ein Grünblutkrieger aber so viel Jade, dass es ihm im Kampf kaum Vorteile brachte, sein gesamtes Arsenal anzulegen, war es möglicherweise klüger, umsichtig mit den Steinen zu verfahren und sie als Familienschatz zu betrachten, den man lieber einem Verwandten vererbte, als ihn dem Feind zu überlassen. Und auch wenn sie Hilo letzte Nacht im Gebetsraum versprochen hatte, heute siegreich zu sein, lag es doch in Shaes Natur, ihre Chancen nüchtern zu betrachten. Deshalb nahm sie nach gründlicher Überlegung ihre Ohrringe und Armbänder ab und behielt nur die Fußspangen und die zweireihige Halskette am Körper.

Dann suchte sie ihr bestes Sichelschwert heraus: fünfundsiebzig Zentimeter lang, mit einer leicht geschwungenen, fünfzig Zentimeter langen Klinge aus einseitig geschliffenem, feinstem Da-Tanori-Stahl und kleinen Jadesteinchen am Griff. Hunger hatte sie keinen, trotzdem schlug sie ein rohes Ei in ihren warmen Haferbrei und zwang sich zu essen. Währenddessen sah sie sich immer wieder um und stellte fest, dass ihr Haus wirklich schön und von Wen wundervoll eingerichtet worden war. Der Hartholzboden und die dunklen, schlichten Möbel bildeten einen schönen Kontrast zu den weichen Zierkissen, hellen Wänden und cremefarbenen Vorhängen.

Doch für eine Person war das Haus zu groß. Automatisch wanderten Shaes Gedanken zu Maro, zu all seinen Nachrichten, auf die sie nie reagiert hatte und die nun ihren Anrufbeantworter füllten. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals, und sie brachte es nicht fertig, ihr Frühstück zu beenden. Reue und Schuldgefühle lagen wie ein schwerer Klumpen in ihrem Bauch. Verzweifelter als gedacht sehnte sie sich danach, Maros Gesicht zu sehen, seine Stimme zu hören, noch einmal die Gelegenheit zu bekommen, ihm zu sagen, dass sie ihn auch liebte. Jetzt endlich hatte sie das begriffen. Jetzt, wo es zu spät war. Hätte sie ihm doch nur einen Brief geschrieben; nun reichte die Zeit nicht mehr, um etwas Ordentliches zu Papier zu bringen. Und wenn sie jetzt mit ihm sprach, würde das keinem von ihnen guttun. Wirklich erklären könnte sie es ihm nicht, und Maro – der idealistische, rationale, argumentierfreudige Maro mit seinen zwei Jadesteckern und seiner kritischen Haltung bezüglich der Clankultur – würde es nicht verstehen. Er hatte nie ein Duell ausgefochten, war lieber gegangen, als Blut zu vergießen oder sein Leben zu riskieren, um dem traditionellen Bild der Grünblutehre zu entsprechen. Bestimmt würde er ihr sagen, sie solle es ebenso machen.

Sie wusch Schüssel und Löffel ab, stellte sie in den Schrank und löschte die Lichter. Dann ging sie nach draußen, wo Hilo und die Maiks bereits neben dem Duchesse warteten.

Es wurde eine stille Fahrt. Die tiefen Schatten unter Hilos Augen verrieten, dass er in der vergangenen Nacht kaum mehr geschlafen hatte als Shae.



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