Das Wunder von Coldwater by Albom Mitch

Autor:Albom, Mitch
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-28T05:00:00+00:00

ZWEI TAGE SPÄTER

NACHRICHTEN

Channel 9, Alpena

(Großaufnahme Katherine Yellin)

KATHERINE: Ich habe niemanden getötet. Ich habe nur die Botschaft verbreitet, die mir vom Himmel gesandt wurde.

(Amy vor Demonstranten)

AMY: Katherine Yellin möchte, dass diese Demonstranten ihre Aussage verstehen und akzeptieren. Was mit Ben Wilkes, dem todkranken ehemaligen Autoarbeiter, geschehen ist, war sein eigener Wille.

(Material Ben Wilkes)

BEN: Ich möchte nur so gerne glauben, dass es wahr ist.

(Amy vor Demonstranten)

AMY: Ben Wilkes starb an Krebs im Endstadium. Diese zornigen Demonstranten behaupten jedoch, Katherine Yellin sei für seinen Tod verantwortlich. Dass es für Yellin schwer ist, mit der Bürde, eine sogenannte ›Auserwählte‹ zu sein, zu leben, hat sie Nine Action News in einem Exklusivinterview offenbart.

(Großaufnahme Katherine, weinend)

KATHERINE: Ich habe nicht um diesen Segen gebeten. Gott hat mir meine Schwester aber aus gutem Grund gesandt.

AMY: Was ist am schwersten auszuhalten?

KATHERINE: Dass es Menschen gibt, die mir nicht glauben.

AMY: Wie diese Demonstranten vor Ihrem Haus?

KATHERINE: Ja, genau. Sie schreien den ganzen Tag Parolen und behaupten furchtbare Dinge. Auf einigen Schildern …

(kann vor Weinen nicht mehr sprechen)

AMY: Schon gut.

KATHERINE: Tut mir leid.

AMY: Das macht doch nichts.

KATHERINE: Wissen Sie, diesen Menschen entgeht etwas. Sie empfangen Gottes Botschaft nicht – dass es den Himmel wirklich gibt und dass sich niemand mehr fürchten muss.

(Material von Demonstranten)

DEMONSTRANTEN: IM HIER UND JETZT, NICHT IM JENSEITS!

(Amy vor Katherines Haus)

AMY: Katherine Yellin ist sich der Echtheit ihrer Anrufe so sicher, dass sie etwas tun möchte, was bislang noch niemand getan hat.

(Großaufnahme Katherine)

KATHERINE: Ich werde die Menschen an einem der Anrufe teilhaben lassen.

AMY: Auch diese Demonstranten?

KATHERINE: Ja. Ich fürchte mich nicht. Ich werde meine Schwester bitten, zu diesen Menschen zu sprechen, ihnen die Wahrheit zu verkünden. Wenn sie Dianes Stimme hören, werden sie zu glauben beginnen, da bin ich mir sicher.

(Amy auf Straße)

AMY: Wie sich die Situation mit den Demonstranten weiterentwickelt, bleibt abzuwarten – aber in Bälde wird Coldwater vielleicht die Chance haben, Worte aus dem Himmel zu vernehmen. Wir von Nine Action News bleiben dran und berichten topaktuell.

Das war für Sie Amy Penn aus Coldwater.

Phil, der sich den Bericht in seinem Büro in Alpena angesehen hatte, lächelte.

Exzellent, dachte er. Diese Amy Penn bringt es vielleicht doch noch zu was.

*

Jules blätterte in der Bibliothek in einem Buch über Coco, den neugierigen Affen. Liz trat zu ihm.

»Magst du Affen?«, fragte sie.

»Geht so«, murmelte Jules.

»Also magst du Affen nicht so doll?«

»Tiger find ich besser.«

»Wollen wir mal gucken, ob wir ein Buch mit Tigern finden?«

Jules schaute auf.

»Na komm«, sagte Liz ermutigend.

Da stand Jules auf und nahm Liz’ Hand. Sully sah den beiden mit gemischten Gefühlen nach. Er freute sich darüber, dass sein Sohn vertrauensvoll die Hand einer Frau ergriffen hatte. Doch Sully konnte nicht umhin, sich zu wünschen, es wäre die Hand von Giselle.

Vor ihm auf dem Tisch waren die Gazette-Nachrufe über jene Personen ausgebreitet, die angeblich aus dem Jenseits angerufen hatten. Dank Marias Schreibfreudigkeit fanden sich in diesen Texten viele persönliche Details über die Angehörigen der Verstorbenen, über ihre Berufe, ihre Lieblingsurlaubsorte und dergleichen mehr. Sully hatte bei der Gazette nicht nach diesen Nachrufen fragen wollen, weil er keinen plausiblen Grund für sein Interesse hätte angeben können.

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