Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1 by Baumhaus

Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1 by Baumhaus

Autor:Baumhaus
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Baumhaus
veröffentlicht: 2013-01-30T05:00:00+00:00


20

Als Nathan die Augen aufschlug, gab er sich alle Mühe, nicht in Panik zu geraten. Er wusste, dass er gerade in die Tiefe stürzte, hatte aber nicht erwartet, dass er sehen konnte, wie die Hochbahn über seinem Kopf die Gleise entlangsauste.

Er fiel! Und jetzt kam doch die Angst. Du fällst! Er drehte sich während des Fluges und sah die Straße immer schneller auf sich zurasen.

Hab keine Angst, es ist ja alles gut. Seine Mutter hielt noch immer seine Hand und lächelte ihn an.

Ihr kann es ja egal sein. Schließlich … gehört sie längst zu den Frequenzenwesen.

Am liebsten hätte Nathan sie angeschrien, dass gar nichts gut war, dass er im Gegenteil gleich sterben würde, und das war absolut das Letzte, was er wollte. In allererster Linie wollte er nicht sterben, aber zu schreien wie ein Mädchen kam auch nicht wirklich gut. Stattdessen wollte er etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus.

Und dann, Sekunden nur, bevor er meinte, auf der Straße aufzuklatschen, tat sich ein Loch auf, mitten in der Luft, das ihn verschluckte. Einen Augenblick glaubte er, er habe einen Katzenfisch mit klaffendem Maul vor sich, doch als er blinzelte, stand er in einem Wald und spürte festen Boden unter den Füßen.

»Hier bist du sicher.« Nathans Mutter hatte ihre Hand auf Nathans Ellbogen gelegt und half ihm, das Gleichgewicht wiederzufinden.

Nathan sah hinunter auf den großen Felsen, auf dem sie standen. Er schimmerte weiß im Mondlicht.

Er wünschte, Kukulkan wäre bei ihm statt seiner Mutter, bereute den Gedanken aber sofort wieder. Er war nicht fair und Nathan wusste es. Seine Mutter hatte ihn gerade vor … vor … nun ja, vor was genau sie ihn gerettet hatte, war ihm eigentlich auch nicht klar, auf alle Fälle aber war es etwas Furchtbares gewesen.

»Hier kann dir nichts und niemand etwas tun.« Seine Mom strich ihm die Jacke glatt und fuhr ihm mit der Hand durchs Haar.

»Auch keine Seelengeier?«

Sie räusperte sich kurz. »Nun, wenn überhaupt, dann gibt es hier sehr wenige Gefahren.«

»Sind denn die Geister aus dem Zug nicht hier?«

»Sie können nicht hierherkommen. Sie wissen den Weg auch gar nicht. Sie wissen nicht, wohin mit sich, ist dir das noch nicht aufgefallen?«

»Den Anschein haben sie aber nicht erweckt. Sie kamen mir vor, als wüssten sie sehr wohl, was sie da taten.«

»Sie wissen nicht, wohin mit sich«, wiederholte seine Mutter. »Und deshalb fühlen sie sich so zu dir hingezogen. Für sie bist du das Licht in der Finsternis.«

»Warum denn ich?«

»Weil es zum Spiel gehört. Du sollst ihnen helfen, sich zurechtzufinden«, erklärte seine Mutter.

»Und wenn ich das nicht tue?«

»Dann bleibt ihr Zustand, wie er ist, genau wie deiner.«

»Ich weiß aber, wohin mit mir.«

»Wenn du das wüsstest, könntest du sie gar nicht sehen. Dass du Gemeinsamkeiten mit den Geistern hast, macht dir erst möglich, tatsächlich zu spielen.«

»Vielleicht täuschst du dich da.«

Seine Mutter wollte etwas einwenden, unterbrach sich aber. »Vielleicht.«

»Obwohl es die Frequenzenwesen ja überall um mich herum zu geben scheint«, räumte Nathan ein.

»Ich nenne sie Verlorene Seelen.«

Nathan sah seine Mutter an. »Fühlst du dich auch verloren?«

Trauer schimmerte in ihren dunklen Augen.



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