Das Schwert des Goldschmieds by Roland Mueller

Das Schwert des Goldschmieds by Roland Mueller

Autor:Roland Mueller [Mueller, Roland]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-13T05:00:00+00:00


Und Gott sprach:

AUF DEINEM BAUCHE SOLLST DU GEHEN UND ERDE ESSEN DEIN LEBEN LANG.

Die Viper war groß. Vom Kopf bis hin zu ihrem Schwanzende maß sie die Distanz eines weiten Schrittes. Sie bewegte sich schnell und behende. Den ganzen Tag über war das Reptil, zusammengerollt unter einem großen Stein, still gelegen. Die heiße Sonne wärmte das Tier. Nun aber war es Nacht, und die Nächte in der Wüste werden kühl. Dann beginnt das Reptil in eine schlafähnliche Starre zu verfallen, oder es jagt. Dabei wird die Viper in solch einer Nacht Meilen zurücklegen, immer auf der Suche nach Beute. Dann gleitet sie mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen über den Boden. Stellt sich ein Hindernis ihrer witternden Zunge entgegen, bewegt sie ihren Leib darüber oder umkriecht es.

Außer sie spürt eine plötzliche Wärme.

Wärme, die von Tieren oder Menschen ausgeht, die ihren Weg kreuzen.

Nomaden, Händler, Pilger, Krieger.

So sprach Gott:

UND ICH WILL FEINDSCHAFT SETZEN ZWISCHEN DIR UND DEM WEIBE UND ZWISCHEN DEINEM SAMEN UND IHREM SAMEN.

Die Pferde witterten das Reptil zuerst. Sie hoben die Köpfe, und ihre Nüstern blähten sich. Sie sogen die klare, kühle Wüstenluft ein, in der Hoffnung, etwas zu wittern, das ihnen beschreiben könnte, was da draußen in der Wüste näher kam, schnell und so behende. Aber sie rochen nichts, und doch spürten die Tiere die Gefahr. Jetzt hörten auch die Kamele mit dem Kauen ihres Futters auf. Sie hoben die Köpfe, ebenfalls in der Hoffnung, etwas zu wittern. Die Pferde wurden immer unruhiger. Sie scharrten mit ihren Hufen und hoben erneut die Köpfe. Der Wächter, ein wenig dösend, war auf einmal hellwach, denn er wußte, auf die Sinne der warnenden Tiere war unbedingt Verlaß. Irgend etwas schlich sich an das Lager heran. Er sah sich um und lauschte.

Und Gott sprach:

DERSELBE SOLL DIR DEN KOPF ZERTRETEN, UND DU WIRST IHN IN DIE FERSE STECHEN.

So sehr er auch in die Stille der Wüstennacht lauschte, für ihn war nichts zu hören. Da trat er einen Schritt in die Dunkelheit. Das Reptil sah ihn nicht und er nicht die Schlange vor sich auf dem Boden. Die Sandviper war ein großes und erfahrenes Tier. Ihr Instinkt nannte das Wesen vor ihr keine Beute, dafür war es zu groß. Es war auch kein Feind wie der Bussard oder der Wüstenfuchs. Aber was immer es war, es würde auf sie, die Schlange, treten, jetzt, mit dem nächsten Schritt. Und so stieß sie nach vorn, mit einer blitzschnellen Bewegung.

Die Sandviper biß zu.

Der Wächter stieß einen leisen Schrei aus und sprang zurück. Er spürte nur den Schmerz, aber nicht, was ihn verursacht hatte. Es konnte ein Dorn sein oder eine scharfe Steinkante, in der Dunkelheit nicht zu sehen. Der Mann fluchte vor sich hin. Er wollte rufen, aber ein plötzliches heftiges Pochen seines Herzens hinderte ihn daran. Er fühlte eine Anstrengung dabei, die ihm fremd war. Dazu kam ein stetes Rasen in seinem Kopf. Er glaubte, sein Blut zu hören, wie es durch die Adern seines Körpers floß, schnell, so ungeheuer schnell. Eine ausgewachsene Sandviper verspritzt genug Gift aus ihrem Gaumen, um ein Pferd oder ein Kamel mit ihrem Biß zu töten.



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