Das Rennen Zum Mars. by Benford Gregory

Das Rennen Zum Mars. by Benford Gregory

Autor:Benford, Gregory [Benford, Gregory]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453196674
Google: F2OhAAAACAAJ
Amazon: 3453196678
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1999-01-01T23:00:00+00:00


Kapitel 18

19. Januar 2018

Beim Aufwachen stieg ihr das bittere Aroma von Andenkaffee in die Nase, der gerade in die Kanne durchlief. Der Duft verwob sich mit dem buttrigen Aroma von Pfannkuchen und dem Brutzeln von Schinken, und diese urigen kulinarischen Gerüche und Klänge ver-einigten sich zum Versprechen eines guten Morgens …

Und dann schreckte sie auf und war hellwach – sie lag auf der harten Roverbank und kuschelte sich in die Heizdecke. Früher hatten ihre Tagträume sich nur um Sex gedreht; heute ging es nur ums Essen. Sie bekam von beidem nicht genug, und schon gar nicht, seit Viktor sich den Knöchel verstaucht hatte.

Die Verstauchung würde auf dem langen Rückflug zur Erde aus-heilen; was die Verpflegung betraf, war sie nicht so optimistisch –

das nächste Steak würden sie erst wieder auf der Erde bekommen.

Sie verdrängte den Gedanken an Fleisch und setzte sich auf. Die Morgendämmerung streckte die ersten roten Fühler aus und löste eine hohe Cirrus-Wolke aus Kohlendioxid auf; gut. Ideales Wetter, um sich als Wühlmaus zu betätigen.

»He, Marc! Ich fang schon mal an.«

Sie ließ sich Zeit beim Frühstück, obwohl sie in der Kälte, die bereits durch die Hülle des Rovers drang, zitterte. Sie sah aus dem Fenster, während sie einen in der Mikrowelle erhitzten Frühstücks-riegel mampfte. Sie würden heute auf die im Anzug integrierte Verpflegung zurückgreifen und auf den spartanischen Komfort des Rovers verzichten.

Im rosigen Glühen der Morgendämmerung mutete der Seilflaschenzug stabil und tragfähig an. Er war an der Zwillingswinde des Rovers verankert, deren Elektromotoren nun mit einem leisen Wim-mern hochfuhren. Aus leidvoller Erfahrung mißtraute Marc jedoch der Tragfähigkeit des Bodens. Also konstruierten sie zunächst Ab-spannungen aus Monofaser-Kabeln, die die Scherkräfte aufnehmen sollten, die beim steilen Abstieg auftreten würden. Sie half Marc, einen Gabelstiel in den lockeren Boden zu treiben, der verhindern sollte, daß die Seile an der Kante des Lochs schabten.

Die Sorgfalt, die sie nun walten ließen, würde sich unten als Zeitersparnis bezahlt machen. Jeder von ihnen hatte eine eigene Winde samt Antrieb. Das Gerät war robust und leicht. Metallseile wären für den Transport zum Mars zu schwer und in Anbetracht der geringen Schwerkraft auch gar nicht nötig gewesen. Bisher schien der Peroxid-Staub den zähen Fasern nicht zugesetzt zu haben.

Bisher.

Der erste Teil war noch einfach. Sie mußte sich nur zurücklehnen.

Es war immer ein komisches Gefühl, rückwärts einen Steilhang abzusteigen. Sie hatten in der Wüste von Nevada trainiert, doch hier hatte sie unbekanntes Terrain im Rücken, das sich ihrem Blick entzog. Die aufgehende rote Sonne griff mit rosigen Tentakeln über die entfernten Hügel aus. Schatten, deren Farbe an getrocknetes Blut erinnerte, zogen sich über das wellige Land.

Das Gestein am Rand des Lochs war glatt und trocken. Es gab keine Spur mehr vom Eis und dem organischen Müll, den sie und Viktor eine Woche zuvor aufgesammelt hatten. Die Wasserdampf-schwaden, die aus der Fumarole gedrungen waren, hatten sich verflüchtigt. Die Mars-Atmosphäre war ein einziger Schwamm.

Die Fumarole schraubte sich immer steiler in die Tiefe, während das fahle Licht des Spätnachmittags der Dunkelheit wich. Die Felswände waren glatt und bildeten einen acht Meter durchmessenden Schlot.

»Großes Loch«, sagte sie, »wenn man erst einmal drinsteckt.



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