Das Los der Männer (Die Falkenbach-Saga) (German Edition) by Ellin Carsta

Das Los der Männer (Die Falkenbach-Saga) (German Edition) by Ellin Carsta

Autor:Ellin Carsta [Carsta, Ellin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Tinte & Feder
veröffentlicht: 2022-10-17T22:00:00+00:00


13. Kapitel

Manchmal habe ich das Gefühl, echtes Glück einfach nicht verdient zu haben.

Irma Lehmann

Irma blickte zu Sophia, die mit zögerlichen Schritten auf dem Steg ganz nach vorn ging und sich dann setzte, genauso wie Irma es ihr beigebracht hatte.

»Gut, Sophia, und nun stoß dich ab, und schwimm zu mir herüber.«

»Aber du bist so weit weg«, jammerte die Tochter.

»Du schaffst das, Sophia!«, sprach Irma ihr Mut zu. »Du musst nur schwimmen. Dir kann nichts passieren. Ich bin ja da.«

Sophia sah ihre Mutter ängstlich an, bis sie sich endlich vom Steg gleiten ließ. Sie machte drei Schwimmzüge, dann, ganz plötzlich, ging sie so ruckartig unter, als hätte etwas sie in die Tiefe gerissen. Irma schwamm so schnell sie konnte, doch sie kam kaum voran. Sophia tauchte wieder auf, schrie um Hilfe. Da sah Irma den Mann, der ebenfalls auftauchte und ihre Tochter dann wieder mit sich hinunterzog.

»Sophia!«, schrie Irma wieder und wieder und versuchte, ihre Tochter zu erreichen. Sie schwamm und schwamm, doch statt näher zu kommen, schien sich der Steg nur noch weiter von ihr zu entfernen. Erneut tauchte Sophia kurz auf, rief verzweifelt nach ihrer Mutter. Doch der Mann neben ihr lachte nur höhnisch auf und zog sie ein weiteres Mal mit sich in die Tiefe. Irma schwamm und schwamm, rief wieder und wieder den Namen der Tochter. Dann fuhr sie hoch.

»Ganz ruhig«, sprach Leopold auf sie ein, obwohl sie seine Stimme zunächst kaum zuordnen konnte. »Ruhig, Irma. Du hast nur geträumt. Alles ist gut.«

Irma war vollkommen durchgeschwitzt und hatte Mühe, wieder zu einer gleichmäßigen Atmung zu finden. Sie richtete sich abrupt auf, schwang die Beine aus dem Bett, ging zum Fenster und riss es auf.

Leopold erhob sich ebenfalls und trat hinter sie. »Was hast du denn Schreckliches geträumt? Du hast ein paar Mal Sophias Namen gerufen und mit den Armen um dich geschlagen. Geht es jetzt wieder?«

Irma atmete tief die frische Nachtluft ein, die ins Zimmer strömte. Es war dunkel, nur der hoch stehende Mond spendete ein wenig Licht.

»Ich habe geträumt, dass Sophia im See untergegangen ist«, stieß Irma hervor. »Es war furchtbar!«

»Du zitterst ja richtig«, erkannte Leopold und nahm seine Frau von hinten in den Arm. Einen Moment blieben sie so stehen, dann sagte Leopold: »Komm, legen wir uns wieder hin.«

Irma zögerte, sie mochte gar nicht daran denken, sich wieder ins Bett zu legen, einzuschlafen und womöglich eine Fortsetzung dieses Albtraums zu erleben. Dann schloss sie aber doch das Fenster, und Leopold und sie legten sich wieder hin.

»Soll ich dich in den Arm nehmen?«, fragte er liebevoll.

Die Art, wie er mit ihr sprach, passte eigentlich gar nicht zu ihm. Wenn er doch auch bei Tag öfter mal so zu ihr wäre! Doch da war er ihr gegenüber meist recht unterkühlt oder eher gleichgültig, was Irma gewaltig zu schaffen machte.

»Ja«, sagte sie leise und kuschelte sich an ihn. Doch kaum lagen sie so, begann Leopold sie zu berühren.

»Bitte, ich muss noch immer an den Traum denken«, bat sie und hielt seine Hand fest.

»Das wird dich ablenken«, raunte er und küsste sie.



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