Das Lied der Hugenotten by Zinßmeister Deana

Das Lied der Hugenotten by Zinßmeister Deana

Autor:Zinßmeister, Deana
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Goldmann TB
veröffentlicht: 2016-11-14T16:00:00+00:00


Kapitel 37

»Magali, iss dein Mittagsmahl«, verlangte Fleur und sah das Mädchen auffordernd an.

»Ich habe keinen Hunger«, sagte die Zwölfjährige und schob den Suppenteller von sich fort, um ihren Ellenbogen auf der Tischplatte abzustützen. Mürrisch legte sie ihre Wange in die Handfläche und blickte zu Fleur auf.

»Kind, du raubst mir den letzten Nerv«, schimpfte die Alte mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Aber ich mag kein Gemüse«, erklärte Magali.

»Einen Tag willst du den Fisch nicht essen, und nun das Gemüse nicht. Du musst aber essen, damit du groß wirst.«

Magali schloss die Augen und tat, als ob sie nicht zuhörte.

»Wie sollst du eines Tages einen Mann finden, wenn du nicht mehr wächst?«

»Ich will keinen Mann«, erklärte sie entschlossen und sah bockig auf.

»Möchtest du nicht heiraten und Kinder bekommen?«

Magali schüttelte den Kopf.

»Aber warum nicht?«

»Weil ich dann sterben muss.«

Fleur sah sie erschrocken an. »Wie kommst du darauf?«, fragte sie vorsichtig.

»Maman ist bei meiner Geburt gestorben, und ich will nicht sterben.«

»Das war ein Unglück.«

»Pierre hat mir erzählt, dass Gott sie als Engel haben wollte. Aber das stimmt nicht. Er sagt das nur, damit ich nicht traurig bin.«

»Woher weißt du, dass das nicht wahr ist?«

»Maman ist verblutet.«

»Wer sagt einem Kind so etwas Schreckliches?«

»Claire! Sie meint, das würde öfter geschehen.« Magali erzählte von dem Gespräch.

»Diese Frau ist zu nichts zu gebrauchen. Ein wahres Ungeheuer, und Colette ist schon fast ihr Ebenbild«, schimpfte Fleur. »Magali, du darfst Claire nicht glauben. Sie hat einen schlechten Charakter …«

»Sie ist Colettes Mutter«, unterbrach sie das Mädchen entrüstet.

Fleur seufzte. »Ja, du hast recht, Kind. Man soll über andere nichts Schlechtes sagen. Aber ich kenne Claire schon sehr lange und weiß, dass sie kein guter Mensch ist.«

»Doch, ist sie! Sie näht aus dem Hasenfell für Colettes Puppe einen Mantel. Und für Nuk einen Umhang.«

»Es sieht dieser Frau ähnlich, dass sie keinen Gedanken an den armen Olivier verschwendet! Sie sollte ihm aus dem Hasenfell eine Mütze oder Handschuhe nähen und keine unnötigen Dinge für eine Puppe.«

Fleur sah, wie Magali die Lippen nach vorn stülpte. »Olivier!«, murmelte das Mädchen abfällig.

Ungehalten fragte Fleur: »Was ist mit Olivier?«

»Er stinkt und hat schwarze Hände. Ich mag ihn nicht.«

»Schäm dich, Magali! Olivier ist ein ehrbarer Junge, der sich noch nie etwas zuschulden hat kommen lassen. Er muss hart arbeiten und wird dafür noch bestraft. Ich verstehe nicht, wie du so reden kannst. Olivier hat nicht nur keine Mutter, er hat auch weder Vater noch Bruder und ist allein auf sich gestellt; Schläge sind sein täglich Brot. Trotz alldem hat er sich nicht verbiegen lassen und seinen guten Charakter bewahrt. Er ist immer freundlich und hilfsbereit. Die Frau, die ihn eines Tages als Mann bekommen wird, kann sich glücklich schätzen.« Fleurs helle Augen blitzten vor Wut, doch dann wandelte sich ihr Blick, und sie sah Magali liebevoll an. »Es ist sicherlich tragisch, dass du ohne Mutter aufwachsen musst, mein Schatz. Aber du hast Menschen um dich herum, die dich lieben, achten und beschützen. Sei dankbar und vermeide es, so zu werden wie Colette und Claire. Sie sind kein guter Umgang für dich und sollten dir erst recht keine Vorbilder sein.



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