Das Leben ist eine Nudel by Swidler Uli T
Autor:Swidler, Uli T. [Swidler, Uli T.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-10-18T16:00:00+00:00
Die Tafani-Brüder hatten zu dritt nur einen Koffer, ein altmodisches Teil, grün und aus Kunstleder, das sich wahrscheinlich schon seit den fünfziger Jahren im Familienbesitz befand. Ich war erleichtert, offenbar planten sie nicht, allzu lange zu bleiben. Wir tasteten uns durch die Dunkelheit am Haus entlang zum Eingang. In der Ferne sah man die Lichter von Frontone, einem kleinen Dörfchen mit einer über allem thronenden Wehrkirche, das auf einem kegelförmigen, sehr steilen, vulkanartigen Berg erbaut worden war. Die Landschaft zwischen Frontone und uns lag im Finstern, nur sehr wenige Lichter zeugten von vereinzelten Bauernhöfen.
«Was für eine verdammte Einöde», stöhnte Fosco.
«Ich bin gerne hier», erwiderte ich.
«Ihr seid ja komische Menschen, ihr Deutschen. Da fahrt ihr ewig weit, um an so einem Ort zu wohnen. Kein Mensch mit klarem Verstand und Eiern in der Hose würde auf so eine Idee kommen.»
«Ich bin derselben Meinung», meldete sich Remo und rülpste herzhaft.
«Kommt drauf an, was man hier macht», flüsterte Aurelio, und wieder klang er wie einer, dem man nicht nachts begegnen will.
Ich schloss die Eingangstür auf, die in die Wohnküche führte. Anna saß vor dem Fernseher und sah eine DVD, den Film Camille Claudel mit Isabelle Adjani und Gérard Depardieu in den Hauptrollen. Gerade lief die Szene, wie die von Auguste Rodin enttäuschte Bildhauerin all ihre Skulpturen zerschlägt, nachdem sie in eine erbärmliche Kellerwohnung gezogen ist, von der Gesellschaft missachtet und in ihrem Talent verkannt, und man ahnt als Zuschauer schon, dass bald die Weißkittel aus der Psychiatrie bei ihr vor der Tür stehen werden.
«Guck mal, die Alte da. Das scheppert», sagte Remo.
«Tse», kommentierte Aurelio lautmalerisch.
Fosco sagte gar nichts. Er begutachtete Anna mit Kennerblick und sah mich mit grenzenlosem Unverständnis an: Wie hatte ich, der pappamolla, so ein edles Teil herumgekriegt?
«Hallo, Anna», begrüßte ich sie. Anna war so in den Film vertieft gewesen, dass sie unsere Ankunft nicht bemerkt hatte. Sie schrie auf und drehte sich erschrocken um, und schrie erneut auf, als sie die Tafani-Brüder sah. Ihr Blick sagte alles: Was, zum Henker, tun ein Boxer, ein Möchtegern-Venezianer und ein Schalentier um diese Zeit in meiner Küche?
Auch später im Bett, als ich ihr die Geschichte in Kurzform erzählte, blieb sie skeptisch.
«Zwei, maximal drei Tage? Ganz sicher? Nicht länger?»
«Ganz sicher.»
«Der eine guckt so komisch.»
«Aurelio.»
«Wie eine, ich weiß nicht, wie …»
«Eine Garnele?»
«Genau.»
«Der wirkt ein wenig unheimlich, aber ich denke, der ist okay.»
«Glaubst du?»
«Ja», antwortete ich mit aller mir zur Verfügung stehenden Überzeugungskraft. Was Aurelio betraf, war die nicht gerade groß.
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