Das Land der MacKenzies by Linda Howard
Autor:Linda Howard [Howard, Linda]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Herausgeber: MIRA Verlag
veröffentlicht: 2014-03-15T23:00:00+00:00
8. KAPITEL
Mary warf Wolfs nasse Kleider in den Trockner und bereitete ein spätes Frühstück zu. Keiner von ihnen sprach viel. Trotz ihrer Entschlossenheit, den Schock so schnell wie möglich zu überwinden, konnte Mary die schrecklichen Bilder des Überfalls nicht gänzlich aus ihrer Erinnerung verdrängen. Völlig unerwartet würde eine Szene vor ihr aufblitzen, das ahnte sie, und dann musste sie sich zusammennehmen und es bewusst von sich schieben.
Wolf beobachtete sie. Er wusste, was in ihr vorging, sah, wie sie sich verspannte und sich zwang, sich wieder zu lockern. Er kannte diese unerwünschten Rückblenden aus Vietnam und aus der Zeit im Gefängnis. Welchen Tribut sie forderten, wusste Wolf allzu gut. Am liebsten hätte er Mary wieder mit sich ins Bett genommen, um sie die Schatten vergessen zu machen, doch er sah an ihren Bewegungen, dass sie Zeit brauchte. Wenn sie sich erst an ihn gewöhnt hatte ... Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich die Stunden der körperlichen Freuden mit ihr ausmalte.
Doch erst würde er den Mann finden, der sie überfallen hatte.
Als seine Kleider trocken waren und Wolf sich angezogen hatte, zog er Mary mit sich hinaus auf die Veranda. Der Regen war in schwaches Nieseln übergangen.
„Komm mit in die Scheune.“
„Warum?“
„Ich möchte dir etwas zeigen.“
„Ich war in der Scheune. Da gibt es nichts Interessantes zu sehen.“
„Heute schon. Es wird dir gefallen.“
Sie rannten durch den leichten Regen zu der alten Scheune. Drinnen war es dunkel und roch modrig, nicht so wie im Stall der Ranch, wo es warm war und der Geruch von Tieren und Leder in der Luft hing. Staub kitzelte Mary in der Nase. „Es ist sowieso zu dunkel, um irgendetwas sehen zu können“, wandte sie ein.
„Das Licht reicht. Komm.“ An der Hand führte er sie zu einer Box, an deren Außenwand zwei Bretter herausgebrochen waren und etwas Licht hereinließen.
„Was ist es denn?“, fragte Mary neugierig.
„Sieh mal unter den Futtertrog.“
Mary beugte sich hinunter. Unter dem Trog, zusammengerollt in einem Nest aus altem Stroh und einem Handtuch, das Mary schon seit Längerem vermisste, lag Woodrow. An seinen Bauch schmiegten sich vier winzige Wesen, nass und zerzaust.
Abrupt richtete Mary sich auf. „Woodrow ist Vater geworden.“
„Woodrow ist Mutter geworden“, verbesserte Wolf.
„Mutter!“ Entgeistert starrte sie die Katze an, die sich daranmachte, ihre Jungen trocken zu lecken. „Man hat mir versichert, dass Woodrow ein Kater ist!“
„Nun, Woodrow ist eine Katze. Hast du denn nicht nachgesehen?"
Mary bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. „Ich mache es mir nicht zur Angewohnheit, die Geschlechtsteile von Tieren zu begutachten."
„Nur meine, was?"
Mary lief puterrot an, konnte es aber nicht abstreiten.
Er schlang einen Arm um ihre Taille und küsste sie. Sie ließ sich seufzend gegen ihn sinken und erwiderte den Kuss mit Hingabe. Er gab ihr Sicherheit und ließ sie sich geborgen fühlen. In seinen Armen konnte ihr nichts und niemand etwas anhaben.
„Ich muss auf die Ranch zurück", murmelte Wolf, als er den Kopf hob. „Joe wird so viel er kann erledigen, aber er schafft nicht alles allein."
Sie war sicher gewesen, dass sie damit klarkommen würde. Doch der Gedanke, jetzt allein zu bleiben, löste Panik in ihr aus.
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