Das Kulturleben der Griechen und Römer in seiner Entwicklung (Sachbuch) by Birt Theodor

Das Kulturleben der Griechen und Römer in seiner Entwicklung (Sachbuch) by Birt Theodor

Autor:Birt Theodor
Die sprache: deu
Format: epub
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Herausgeber: $PUBLISHER
veröffentlicht: 2015-03-17T16:00:00+00:00


7. Die Königskunst

Kehren wir indes aus der bürgerlichen Sphäre zu den Königen zurück. Was wir bisher besprachen, war zumeist nichts weiter als ein Spielen mit der Kunst, wie Kinder mit schillernden Seifenblasen spielen. Auch solch Versgebilde, so nett es sei, erfreut nur in dem Moment, wo man es dichtet oder wo man es liest. Dauerhafter ist da noch die Freude am zierlichen Griff des Spiegels, an der Perle im Ohr der Frau. Die Enge des menschlichen Kleinlebens gleicht dem Käfig. Man verkleidet die Gitterstäbe für kurze Augenblicke mit Blumen und buntem Flitter, als wäre man nicht gefangen. Alle Täuschung ist willkommen, so flüchtig sie ist.

Wie anders kann der Staat der Kultur dienen! Der König ist der Staat, und viele jener Herrscher waren sich, wie wir sahen, ihrer Mission bewußt, nicht nur in der Landpflege; es betraf auch technische Probleme, auch Kunst und Wissenschaft. Das Großartige setzt ein; der große Odem aus der Alexanderzeit wirkt nach, Schwung gebend, und treibt das Wollen und Vollbringen mit Macht zu den überraschendsten Leistungen. Wer kann, ohne hiervon Kenntnis zu nehmen, Rom verstehen?

Das betraf die Marine, ebenso die Belagerungsmaschinen. Rom hat nur mit Griechenflotten seine Seeschlachten gewonnen, nur mit griechischem Geschützbau Numantia und Karthago genommen.Die römischen Kriegsschiffe waren nach griechischem Modell gebaut; aber auch die Mannschaft vielfach aus Griechenstädten bezogen. Was den Geschützbau betrifft, so sei hier nur die Sambuca erwähnt, die Heraklides in Tarent im Dienst der Römer erfand und die Marcellus gegen Syrakus benutzte (Athenäus p. 634 B). In Mitylene gab es das Bild einer Muse, die die Sambuca hält (ib. p. 182 F). Die Schrift des Biton περὶ ὀργάνων war an Attalus gerichtet (ebenda). Dazu die Länder verbindenden KönigsstraßenÜber die Königsstraßen z. B. Philemon com. frg. 58; Digesten XLIII 8, 2, 22. und die Kanäle. Man grub und schaufelte, und der seit langem verschüttete Durchstich vom Nil zum Roten Meer wurde wiederhergestellt, der für den Welthandel erst Arabien und Indien erschloß. Dazu der Leuchtturm, Pharos genannt, der erste seiner Art, an 100 Meter hoch, der in den Hafen Alexandriens die Einfahrt bei Nacht ermöglichte. Ein Vergrößerungsspiegel war auf ihm angebracht, in dem man die entferntesten Schiffe sehen konnte.Athen hatte im Piräus nur kleinere Türme, auf denen offenes Feuer brannte. Genaueres bei Köster, »Seewesen« S. 197 ff. Das Holz mußte für den Brand täglich per Schiff herbei; denn in Ägypten gab es kein Brennholz.

Die neuen Könige kannten als Mitkämpfer Alexanders die Monsterbauten Mesopotamiens und Ägyptens. Wie sollten sie nicht versuchen, es diesem Königsstil gleichzutun? Die Macht will Größe. Und es kam dem Volk zugute; denn die Herrscher zahlten prompt und reichlich, und viele Kräfte fanden Arbeit. Bezeichnend ist, daß die Seleuciden am Tigris als Konkurrenz neben Babylon eine Griechenstadt, Seleukia, bauten, die Babylon endgültig totmachte. So hatte schon Alexander in 12 Jahren an 70 neue Städte gebaut. Die Nachahmung der fremdländischen Bauten aber war nicht Kopie. Griechische Harmonie bezwang die abnormen Massen, die jetzt nötig wurden, und der Geschmack blieb rein. Die Bauformen mußten sich steigern und bereichern, aber »die Musik der Verhältnisse« blieb bestehen, und eine neue, modernere Kunst begann.



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