Das ist nicht wahr, oder? by Lawson Jenny
Autor:Lawson, Jenny
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Metrolit Verlag
veröffentlicht: 2013-01-28T05:00:00+00:00
Aber dass Dani so dreist war, den Schwachsinn, der vor ihrer Geburt im Fernsehen lief, nicht zu kennen, beschäftigte mich auf der Fahrt zur Party immer noch. Ich versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, indem ich mir einschärfte, dass ich anderen nicht versehentlich meine Vagina zeigen durfte. Das ist für mich an sich kein Problem, aber das Cheerleader-Röckchen bestand aus einem anhaftenden Polyesterstoff, der bei jeder Bewegung an meiner Unterwäsche hochrutschte, und statt den Rock den ganzen Abend nach unten ziehen zu müssen, hatte ich beschlossen, überhaupt keine Unterwäsche zu tragen. Ich hatte deswegen allerdings immer noch Bedenken, als wir vor dem Haus von Victors Chef vorfuhren. Wir gingen die lange Einfahrt zur Villa hoch und ich sagte leise zu Victor: »Übrigens, ich trage keine Unterwäsche.« Er blieb wie vom Blitz getroffen stehen und runzelte in heller Panik die Stirn.
»Ich will dich nicht verführen«, beruhigte ich ihn. »Ich sage es nur, damit du, äh, aufpasst.«
Victor sah mich entsetzt an. »Bei was denn?«
»Na ja, falls du meinst, wir müssten die anderen irgendwie durch Herumhüpfen animieren«, erklärte ich. »Dann weißt du, aufgepasst, man darf die Vagina nicht sehen.«
Victor blieb vor der Haustür stehen und starrte mich mit halboffenem Mund an. Auf seiner Stirn hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. »Wir animieren überhaupt niemanden durch Herumhüpfen. Ich wollte dieses alberne Kostüm sowieso nie anziehen, verdammt noch mal, und WARUM TRÄGST DU KEINE UNTERWÄSCHE, HIMMELDONNERWETTER?!« Daraufhin ermahnte ich ihn, leise zu sein, sein Chef könnte ihn hören, und Victor begann ein wenig zu zittern. Das beunruhigte mich, weil nur einer von uns eine Panikattacke bekommen durfte und ich die nächste schon für mich reserviert hatte. Ich überlegte, ob ich ihm erklären sollte, warum ich keine Unterwäsche trug, oder besser schwieg, denn er schien keinen vernünftigen Argumenten mehr zugänglich zu sein und ich hätte ihm die komplexen Probleme von sichtbaren Höschenlinien wahrscheinlich nicht verständlich machen können. Dann blickte ich durch die Glasscheibe der Haustür von Victors Chef und sah vier Personen auf einem Sofa sitzen und fernsehen.
Keine einzige trug ein Kostüm.
Am liebsten wäre ich weggerannt, denn seinen Mann zu zwingen, zu Halloween ein Cheerleader-Kostüm zu tragen, ist schon ein Scheidungsgrund, ihn aber als männlichen Cheerleader für eine Party bei seinem Chef zu verkleiden, zu der alle anderen in Freizeitklamotten kommen, ist absolut lebensbedrohlich. Dann fiel mir ein, wenn ich jetzt zu unserem Auto zurückrannte, merkte Victor wahrscheinlich, dass drinnen niemand verkleidet war, folgte mir still und heimlich zum Auto und ermordete mich dort in aller Ruhe. Das wollte ich aber keinesfalls zulassen, ich überlegte deshalb, dass ich unter Menschen wahrscheinlich sicherer war, und klingelte rasch, bevor Victor den Ernst der Lage erkannte. Er wandte sein (immer noch über mich entsetztes) Gesicht der Tür zu und bemerkte im selben Augenblick, dass drinnen niemand Kostüm trug.
»Ach du Scheiße …«, brachte er gerade noch heraus, dann öffnete ein Mann Ende fünfzig die Tür. Er sah uns ein wenig befremdet an, was ich bei einem Gastgeber sehr unhöflich finde, und ich beschloss, die Flucht nach vorne anzutreten, und platzte
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