Das goldene Joch by Eileen Chang

Das goldene Joch by Eileen Chang

Autor:Eileen Chang [Eileen Chang]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783843715799
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


In diesen Briefen vom Lande wurde ihr Mann niemals erwähnt. Die Antwort ließ sie oft von Baishun schreiben und verlor dabei ihrerseits kein Wort über den Sohn. Nach der Lektüre des Briefes fühlten sich beide, Axiao und ihr Mann, ein wenig einsam und verlassen.

Als der Mann eine Weile stumm dagesessen hatte, kam er plötzlich, wie um sich zu rechtfertigen, auf seine Arbeit zu sprechen. »Ich mach jetzt nicht länger nur Kleidung, ich handele auch ein bisschen mit Lederwaren. Wie es aussieht, sollte man sich nicht länger auf nur eine Sache festlegen.« Er öffnete sein Bündel, entnahm ihm zwei Ledermäntel, schüttelte sie aus und präsentierte sie Axiao. Dann zog er noch einen Muff hervor und sagte: »Insofern ist so was wie ein Seeotter …«, und begann sogleich, von den Lebensgewohnheiten der Otter zu erzählen; doch wandte er sich damit eigentlich mehr an Baishun, der irgendwann seine Bücher verlassen hatte und sich nun, wie ein Kleinkind um Zärtlichkeit buhlend, an Axiao schmiegte, mit einer Hand nach der Tasche in ihrem Kleid tastete und ihr dabei mit irgendwelchem Gebrummel in den Ohren lag. Axiao aber lauschte aufmerksam und gebannt jedem Wort ihres Mannes, nur von Zeit zu Zeit entrang sich ihr ein »ach«, ein »oh« oder ein »aber nein doch«. Bis ihr Mann zu dem Schluss kam: »Schon seltsam, was so alles im Meer lebt.« Darauf wusste Axiao einen Moment lang nichts Rechtes zu entgegnen. Sie überlegte und sagte schließlich: »Auf dem Markt gibt’s jetzt jede Menge Tintenfisch.«

»Hm«, sagte ihr Mann, »Tintenfische sind auch so komische Wesen. Du hast ja noch keinen ganz großen gesehen, größer als ein Mensch und mit Fangarmen am ganzen Körper, wie eine Spinne.«

Axiao verzog das Gesicht. »So was gibt’s? Das klingt ja schrecklich!« Und zu Baishun gewandt: »Was soll das Gequengel? Was sagst du da? Ich kann dich nicht hören … Du bist wohl nicht gescheit! Woher soll ich denn fünf Yuan nehmen?« Dabei kramte sie das Geld hervor und reichte es ihm.

Als sie mit Bügeln fertig war, verrührte sie Mehl und Zucker und buk mit Hilfe der Ration, die ihr und dem Sohn zustand, Pfannkuchen. Ihr Mann, der das Gefühl hatte, dass ihm etwas so Gutes eigentlich nicht zustehe, strich, die Hände auf dem Rücken verschränkt, um Axiao herum und suchte nach Worten. Vater und Sohn langten zu, solange die Pfannkuchen heiß waren, derweil Axiao weitere buk. Die Sonne schien den dreien grell glühend ins Gesicht. Eine Zikade flog gegen die ramponierte Bambusmarkise vor dem rückwärtigen Balkon. Angeregt von der Hitze, klang ihr Zirpen durchdringend und heiter.

Der Hausherr kehrte heim, kam an der Küche vorbei und steckte den Kopf herein. »Hallo, Amah«, rief er sanft. Axiaos Mann war auf den Balkon ausgewichen und schaute, die Hände auf dem Rücken verschränkt, ins Land. Dreitausend Yuan ließ sich Mr Garter seine Haushaltshilfe kosten; dafür erwartete er, dass sie ihn wie eine zahme Taube aufgeregt umflatterte und ihm aus der Hand pickte, und so klingelte er ein ums andere Mal nach ihr und hielt sie in Trab, bis sie kaum mehr wusste, wo ihr der Kopf stand.



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