Das Geheimnis des Ketzers. Roman by Gerwald Mattias

Das Geheimnis des Ketzers. Roman by Gerwald Mattias

Autor:Gerwald Mattias [Mattias, Gerwald]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Thriller, 15. Jahrhundert, Spanien, Gegenwart, Urknall, Inquisition, Wissenschaft
ISBN: 978-3-95824-260-9
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-11-02T16:00:00+00:00


5. Kapitel

Der Augenblick des Erschreckens

(Mitte April-1993 – Mitte April-1493)

»Du weißt, daß die Lichtstrahlen von den verschiedenen Körpern zurückgeworfen ein Bild geben und die Körper auf allen glänzenden Flächen, wie auf der Netzhaut des Auges, im Wasser und in den Spiegeln abbilden. Die Elementargeister haben diese flüchtigen Bilder zu fixieren gesucht.«

Tiphaigne de la Roche

(»Giphantie oder die Erdbeschreibung«)

Fehler

Etwas war im Gange. Er wußte nur nicht was. Alles war plötzlich anders. Endles probierte und probierte. Aber die Systeme behandelten ihn wie einen Fremden.

Er wußte genau, das war nicht möglich. Aber er fand den Fehler nicht. Es war, als stünde er mit dem Türschlüssel vor einem unbekannten Haus.

Erst einmal rief er Rita an. Es würde länger dauern, das wußte er. Die Computer weigerten sich, die Absprachen einzuhalten, und wo der Grund dafür lag, wollten sie ihm auch nicht sagen. Also fing er ganz von vorn an. Er schickte seinen Chef nach draußen und verbiß sich in die Informationen, die die Computer ihm ließen.

Endles setzte sich in Positur. Er fixierte die Anlage, als müsse er Eindruck auf sie machen, dann legte er los.

Zuerst ließ er das Anti-Virus-Programm auf die Rechner und Diskettenlaufwerke los. Er wußte, jederzeit, erst recht bei der Verwendung eines Modems, konnte ein Virus übertragen werden. Und ging er erstmal ins Internet, lauerten an jeder Windung Viren ohne Ende. Endles klapperte mit der Tastatur und ließ die aufwendigen Dateien Revue passieren. Dort saßen die Viren, wenn es welche gab, schlichen sich in den RAM-Sektor ein und griffen blitzschnell um sich. Sei konnten im Nu die Dateien verseuchen, sich in den Boot-Sektor fressen, Disketten schon am äußersten Rand zerstören; bereits das Laden verseuchter Disketten führte zur Übertragung. Während er hantierte, dachte Endles, daß der elektronische Virus sich eigentlich wie ein organischer Bazillus verhielt. Er konnte sich bestimmte Dateien, ja einzelne Daten aussuchen, auf die er sich, intelligent und bösartig, wie auf eine Beute stürzte. Die Dateien sind ein Dschungel, in dem Bestien hausen, dachte Endles, und die Datenbänke sind die Zivilisation, die es zu schützen gilt; sie sind die organisierte Vernunft, die gegen anarchische, archaische und animalische Lebensformen ums Überleben kämpft. Dafür waren die Informatiker da, die Operatoren, die nüchternen Fachleute.

Überrascht von seinen eigenen Gedanken hielt Endles inne. So hatte er noch nie gedacht. Die Gedanken waren plötzlich in seinem Kopf entstanden wie eine Leuchtschrift, die sich durch sein Bewußtsein zog.

Der Informatiker schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf seinen Virus-Check. Nichts, kein Resultat, die Daten schienen sauber. Dann schaute er ins Programm der Datenverwaltung. Er holte sich die speziellen Dateien der Konzern-Software und unterzog sie einem Crash-Test – alles funktionierte. Er sortierte die sogenannten Jobs, die aus einzelnen Steps bestanden. Alles okay. Jetzt noch einmal die von den Jobs geschaffenen Dateien. Die Finger flogen über das Keyboard, Zahlen und Daten rutschten über den Bildschirm nach oben weg, blitzschnell erfaßte der Informatiker die Zeilenkolonnen. Er war so sehr auf die Software des Konzerns trainiert, daß er aus den Augenwinkeln jeden Leerraum sofort erfassen konnte; kein Satzzeichen entging seinem prüfenden Blick. Die Standard-Software war eigentlich in Ordnung.



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