Das Geheimnis der Medica by Johanna Geiges

Das Geheimnis der Medica by Johanna Geiges

Autor:Johanna Geiges [Geiges, Johanna]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783843702621
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2012-08-09T22:00:00+00:00


* * *

Aaron und Anna verbrachten die ganze Nacht im Laboratorium. Anna musste aufpassen, dass sie in der Kürze der Zeit mit all den Gerätschaften, Instrumenten, Arzneien und Büchern vertraut wurde, die sie in den drei Monaten, die sie jetzt bei Aaron war, noch nicht kennengelernt hatte. Sie konnte nur froh sein, dass sie eine schnelle Auffassungsgabe und ein gutes Gedächtnis hatte, so dass sie sich das meiste einprägen und merken konnte. Trotzdem machte sie so viele Notizen wie möglich, vor allem über Mischverhältnisse und Mengen der verschiedenen Kräuter, Wurzeln, Blüten und anderen Ingredienzien und wann und wie sie die heimischen Gewächse anpflanzen und ernten musste oder welche man nur bei besonderen Händlern in fernen Städten erwerben konnte, die sie aus Ländern bezogen, von denen Anna noch nicht einmal gehört hatte. Auch die Namen und Wohnorte dieser Händler gab ihr Aaron.

Die meisten Rezepturen hatte der Medicus in langwierigen Versuchen selbst entwickelt und teilweise auch aufgeschrieben. Aber dieses Buch war eines der wenigen Dinge, die er mitnehmen wollte auf seine lange Reise nach Kastilien.

Schließlich brummte Anna der Kopf vor lauter Namen, Zahlen, Mengen, Gewichten und Preisen.

Sie gingen erst schlafen, als die Morgendämmerung anbrach.

Nach einer nur kurzen Nachtruhe half Anna am nächsten Tag, den Wagen in der Scheune weiter zu beladen, bis alles abreisefertig war. Rebecca stellte ihr eine junge Magd vor, die sie seit langem kannte und mit der sie Freundschaft geschlossen hatte. Sie hieß Berbelin und würde innerhalb von zwei Tagen ihre Stelle bei Anna antreten können, weil ihr alter Dienstherr verstorben war. Berbelin war nicht nur sehr schüchtern und zurückhaltend, sondern auch stumm und konnte sich nur mit Gesten verständigen, aber Anna mochte sie vom ersten Augenblick an.

Als die Sonne schließlich untergegangen war, wurde das Fuhrwerk in der noch geschlossenen Scheune an die zwei Zugpferde angespannt. Niemand sollte sehen, was im Hause des Medicus vor sich ging. Zu guter Letzt machte Aaron noch eine Abschiedsrunde mit Anna, Esther und Rebecca durch das Haus, einmal, um nachzusehen, ob sie nicht doch etwas Wichtiges vergessen hatten, zum anderen, um die Mesusot, die Schriftkapseln, die nach alter jüdischer Sitte an jedem Türpfosten befestigt waren, mit allem nötigen Respekt abzunehmen und einzupacken. Es war mehr als eine rituelle Handlung. Aaron konnte nicht umhin, dieses Zeremoniell mit einer gewissen Andacht und Sentimentalität durchzuführen, war dies doch die letzte Handlung in seinem alten Haus. Esther musste sich verdächtig oft schnäuzen, und Rebecca ließ ihren Tränen freien Lauf, wobei sie keinen Laut von sich gab.

Sobald Aaron die letzte Mesusa entfernt hatte, drehte er sich zu Anna um: »Einen Wunsch habe ich noch, Anna Ahrweiler. Den darfst du mir auf gar keinen Fall abschlagen.«

»Äußert ihn nur. Kann ich ihn denn erfüllen?«, sagte Anna.

»Oh ja«, antwortete der Medicus. »Er ist leicht zu erfüllen. Du wirst uns nicht bis zum Schiff begleiten. Tu mir den Gefallen und lass uns keine große Abschiedsszene machen. Sonst zerreißt es uns allen noch das Herz. Der Abschied fällt uns schon schwer genug.«

Esther fiel Anna als Erste um den Hals und drückte sie, als wolle sie ihr sämtliche Rippen brechen.



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