Das Geheime Wissen des Alchimisten by Schröder Rainer M

Das Geheime Wissen des Alchimisten by Schröder Rainer M

Autor:Schröder, Rainer M. [M., Schröder Rainer]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-06T05:00:00+00:00


Leander ließ sich nichts anmerken, doch Johanna war sicher, dass er gesehen hatte, wie sie den Inhalt der Flasche in seine Blechkanne geleert hatte. Und obwohl auch er nach dem salzigen Stockfisch von gestern Nachmittag durstig sein musste, rührte er seine Kanne nicht an. Sie bemerkte jedoch aus den Augenwinkeln, dass er immer wieder zu seiner Wasserration hinblickte, als könnte er sich nur mit Mühe beherrschen, nicht davon zu trinken. Er saß neben dem Gitter, hielt die Arme um den Leib geschlungen und wippte vor und zurück.

Plötzlich gab er einen gequälten Laut von sich, der wie ein mühsam unterdrücktes Aufschluchzen klang, packte die Kanne und setzte sie an die Lippen.

Als Johanna zu ihm hinblickte, sah sie mit Erschütterung, dass ihm beim Trinken Tränen über das Gesicht rannen. Denn er wusste, dass er mit dem Wasser, nach dem er gierte, auch das Gift in sich aufnahm, das ihn langsam in den Wahnsinn trieb.

Frieder bekam davon nichts mit, denn er stand jetzt vor dem Gitter von Antons Zelle und piesackte ihn mit dem Ende des Hakenstockes.

Johanna vermochte ihre Bestürzung nur zu überspielen, indem sie sich mit Frieder anlegte und sich in eine Wut hineinsteigerte, wie er sie noch nie bei ihr erlebt hatte. Sie stürzte sich auf ihn, doch er lachte nur darüber, denn er war ihr körperlich weit überlegen. Er nutzte die Gelegenheit auf seine Weise, indem er sie fest an sich gepresst hielt, ihr schamlos unter den Rock griff und zwischen die Beine fasste.

Einen Moment lang fürchtete Johanna, er würde sie zu Boden drücken und ihr hier unten in dem Dreck und Gestank des Gewölbes seinen Willen aufzwingen.

Stattdessen ließ er sie los und sagte: »Du kannst einem das Blut ganz schön in Wallung bringen. Aber ich warte lieber, bis du es genauso willst wie ich.« Er zwinkerte ihr zu. »Und du läufst mir ja nicht weg.«

Johanna war sprachlos vor Wut und Ohnmacht.

Frieder begleitete sie für den Rest der Woche jeden Morgen in den Keller hinunter und kein einziges Mal gelang es ihr, die giftige Flüssigkeit heimlich wegzugießen, geschweige denn in die kleine Flasche umzufullen, die Kopernikus ihr mitgegeben hatte. Und am Ende der Woche befand sich Leander längst wieder in jenem fürchterlichen Zustand aus Betäubung und geistiger Verwirrung, in dem sie ihn am ersten Tag ihres Kellerdienstes angetroffen hatte. Er seiberte und lallte wieder vor sich hin und zögerte jetzt auch keine Sekunde mehr sich auf seine Wasserkanne zu stürzen. Der Gedanke, dass darin Gift enthalten war, vermochte sein getrübtes Bewusstsein ganz offensichtlich nicht mehr zu durchdringen.

ln dieser Woche erlebte Johanna auch zum zweiten Mal, wie Leander plötzlich von der Fallsucht gepackt und niedergeworfen wurde.

Frieder spuckte durch das Gitter auf ihn und sagte verächtlich: »Ich habe mal gesehen, wie sich ein Fallsüchtiger bei so einem Anfall die eigene Zunge abgebissen hat.«

Johanna wurde ganz übel vor Zorn und Hilflosigkeit, doch sie beherrschte sich und ließ sich nichts anmerken. Sie litt jedoch mit jedem Tag mehr, der ungenutzt verstrich und an dem Frieders Gegenwart sie dazu zwang, Leanders Trinkwasser zu vergiften. Nachts



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