Das falsche Herz des Meeres by Hilke Rosenboom

Das falsche Herz des Meeres by Hilke Rosenboom

Autor:Hilke Rosenboom [Rosenboom, Hilke]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Juvenile Fiction, General, Readers, Intermediate
ISBN: 9783641012595
Google: A5KtT-cB0p4C
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2014-11-15T05:00:00+00:00


VIERTES BUCH

Die Bibliothek des Kalifen

Rabat, Villa Suleika, 22. Juli 1855, mittags,

bis Bab el Bahr (Tor des Meeres), 13. April 1856,

kurz nach Mitternacht

1

M

it ihrem nächtlichen Besuch in der Bibliothek wendete sich das Leben der Leevke Magnussen in der Villa Suleika, denn zweierlei geschah: Sie bekam einen Lehrer und sie bekam Ausgang. Ob sie auf Yacoub el Aniil besonders wissensdurstig gewirkt hatte oder besonders störrisch – jedenfalls hatte er beschlossen, ihrem Bildungshunger abzuhelfen, indem er einen Privatlehrer zu ihr schickte, der ihr zunächst die arabische Sprache näher bringen sollte. Wie Leevke am Tag nach ihrem Besuch in der Bibliothek von Leila erfuhr, unterrichtete dieser bereits die schwarzen Haussklaven, aber er hatte sich in langen Jahren in den Diensten der Aniils so viele Meriten erworben, dass man ihn nun auch für befähigt hielt, ein ansonsten wie eine Prinzessin gehaltenes Mitglied der Gästeschar von Yacoub el Aniil zu unterweisen.

Später sollte er Leevke dann auch auf kleineren Erkundungsgängen in die Stadt begleiten und ihr helfen, nicht verloren zu gehen. Ein arabischer Diener und Minin wären für ihren Schutz zuständig.

Nachdem sie sich so lange nach dem Verlassen der Villa Suleika gesehnt hatte, dachte Leevke mit einem unguten Gefühl an ihren ersten Stadtspaziergang. Was, wenn sie etwa Hanrib und seiner zukünftigen Frau begegnete? Oder zeigten sich arabische Männer vor der Verheiratung gar nicht mit ihren Zukünftigen? Wie gut, dass es wenigstens Johanna gab. Leevke konnte es kaum erwarten, ihrer Freundin die Ereignisse der gestrigen Nacht zu schildern und ihr das Herz auszuschütten.

Erstmalig schien Minin jedoch zu zögern, als Leevke sie am späten Vormittag bat, sie zu Johannas Raum zu bringen. Immer wieder schaute sie sich zu Leevke um, ließ sich aber, wie auch in den Monaten zuvor, auf kein Gespräch ein.

»Stell dir vor, wir können nächste Woche in die Stadt gehen...«, platzte es aus Leevke heraus, noch während sie die Tür zu Johannas Schlafraum aufdrückte. Dann prallte sie zurück. Der Raum war leer. Nicht einmal das große Himmelbett und die beiden Diwane standen mehr darin. Ob sie sich vielleicht in der Tür geirrt hatten? Leevke sah sich erschrocken zu Minin um. »Wo ist sie? Was ist passiert?«

Minin sah sie mit ihrem undurchdringlichen Blick an, und Leevke wollte schon aufgeben, als die Amazone doch sprach. »Sie ist zu Sidi Risstorpp in die Stadt gezogen.«

Leevke war so schockiert, dass sie sich an einen der kühlen weißen Torbögen lehnen musste. »Die beiden heiraten? Warum hat Johanna mir das nicht gesagt? Sie kann doch nicht einfach jemanden heiraten, ohne das mit ihrer Freundin zu besprechen? Was habe ich ihr getan?« Tränen liefen über Leevkes Gesicht, und vor ihrem geistigen Auge sah sie ein buntes arabisches Fest und eine Schar ausgelassener Festgäste, in deren Mitte Johanna und ihr frisch angetrauter Ehemann fröhlich tanzten.

»Sie heiraten nicht«, verkündete Minin, und das Bild einer glücklichen Johanna verschwand vor Leevkes Augen.

Die Amazone machte eine Pause und sprach dann weiter. »Ihre Freundin hat seit Wochen darum gekämpft, mit Sidi Risstorpp in dessen Haus ziehen zu dürfen. Aber Sidi el Aniil hat erst nachgegeben, als bekannt wurde, dass Sidi Risstorpp der jungen Dame bereits nächtliche Besuche in diesem Zimmer abgestattet hat.



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