Das Ende und der Tod: Teil III by Dan Abnett

Das Ende und der Tod: Teil III by Dan Abnett

Autor:Dan Abnett
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Science fiction: military
Herausgeber: Black Library
veröffentlicht: 2023-12-04T00:00:00+00:00


10:iii

Die Stimme des Steins

Die Frau tritt aus dem schäbigen grauen Hof durch die Zellentür, blickt sich im düsteren Zellenblock um und kehrt dann wieder in den Hof zurück. Fasziniert tut sie es mehrere Male.

Marschall Agathe beobachtet sie. Die Frau ist jung, eigentlich fast noch ein Mädchen. Sie ist schmutzig. Ihre schwarzen Kleider sind zerrissen und staubig, ihr dunkles Haar zerzaust und ungekämmt. Sie sieht aus wie ein Straßenkind, das sich wochenlang in der zerbombten Ödnis des Alten Viertels durchgeschlagen hat.

Aber trotz ihrer Erscheinung und ihrer Jugend besitzt sie eine befehlsgewohnte Autorität, die über das schwere Auramitsiegel, das sie bei sich trägt, hinausgeht.

Die Frau sieht sich noch einmal im Schatten des Zellenblocks um und betritt dann die graue Tristesse des Hofes.

»Wie du siehst –«, beginnt Agathe.

»Ein Riss zwischen der materiellen und immateriellen Ebene«, sagt die junge Frau. »Ein Übergang. Der Hof befindet sich in einem Reich und das …« Sie deutet auf die Zellentür. »Und das im anderen.«

»Du scheinst nicht sonderlich beunruhigt«, sagt Agathe.

Die Frau sieht sie an.

»Ich bin schon zuvor auf einen solchen Übergang gestoßen, Marschall«, sagt sie. »Auf mehr als einen, nehme ich an. Doch nie auf einen, dessen Grenze so präzise verläuft. Normalerweise sind sie verschwommen und graduell, doch diese hier ist überraschend sauber und scharf.«

»Was sagtest du noch gleich, wer du bist?«, fragt Agathe.

»Katerina Moriana«, erwidert die Frau. »Ich trage die Autorität des Prätorianers.« Die Art, wie sie den Namen ausspricht, klingt seltsam. Übertrieben deutlich. Nicht so, als wollte sie sichergehen, dass Agathe ihn versteht, sondern mehr als … Was? Würde sie sich erst an ihn gewöhnen? Ihn ausprobieren? Sich an ihn erinnern?

Agathe hat in den vergangenen Tagen häufig über Namen nachgedacht. Mikhail und seine Leute. Menschen, die zu wenige oder falsche Namen tragen. Es ist ein Abwehrmechanismus, den sie nachvollziehen kann.

Agathe dreht sich um, als Mikhail von der Straße in den Hof tritt. Agathe hört das unregelmäßige Rattern von Handfeuerwaffen in den düsteren, heruntergekommenen Straßen der fremdartigen Stadt hinter ihm.

»Abtrünnige Excertus-Einheiten«, meldet er. »Ich habe die Zugangsstraßen und Gassen abriegeln lassen, aber sie kommen in immer größerer Zahl. Ich werde mehr Leute brauchen.«

»Ich habe sie bereits angefordert«, erwidert Agathe.

»Merudin«, teilt die Frau Mikhail mit. »Zwanzigster Taktikkader. Lupercals eigene Unterstützungskompanien.«

»Was?«, fragt Agathe.

Die Frau beachtet sie nicht.

»Die Merudiner sind brutal und gut ausgebildet«, sagt sie Mikhail. »Aber derzeit sind sie ungeordnet, verstört und am Rande der Panik.«

»Sind wir das nicht alle?«, erwidert Mikhail ruhig.

»Treffsichere Schützen und gründliches Unterdrückungsfeuer wird sie zurückhalten.«

»Gut zu wissen«, sagt Mikhail.

»Zumindest eine Weile«, fügt die Frau hinzu. »Marschall?«

Sie dreht sich um und kehrt in den Zellenblock zurück. Agathe wirft Mikhail einen raschen Blick zu.

»Kümmert Euch darum«, sagt sie.

Er nickt und kehrt auf die Straße zurück.

»Möge die Gnade des Throns mit Euch sein«, ruft Agathe ihm nach, bevor sie der Frau folgt.

Im Zellenblock ist es dunkel und still. Der Geruch, die Temperatur, sogar der Luftdruck sind anders als auf dem Hof. Die plötzliche Veränderung, wenn sie durch die Tür tritt, bereitet Agathe immer noch Unbehagen. Die Frau geht bereits den dunklen Steinflur hinab.

Sie dreht sich zu Agathe um.



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