Das alte Böse by Nicholas Searle

Das alte Böse by Nicholas Searle

Autor:Nicholas Searle [Searle, Nicholas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783644315211
Herausgeber: Rowohlt E-Book


7

Zu dem Essen im Galbraith’s ging er nicht. Weder von Maier noch Karowski hörte er jemals wieder. Und der Himmel brach nicht über ihm zusammen. Wenigstens nicht sofort.

Zwei Tage nach der Begegnung mit den beiden Männern las Roy im Frühstücksraum der Londoner Wohnung gerade die Zeitung, als plötzlich David Millward an der Tür vorbeihuschte, der politische Privatsekretär von Lord Stanbrook. Millward kehrte um und stand dann wirklich in der Tür. Er lehnte sich an den Rahmen und fingerte gedankenverloren daran herum.

«Morgen, Roy», sagte er.

«Morgen, David. Wie geht’s?»

Die beiden kannten sich nur flüchtig, gingen aber freundlich miteinander um. Roy interessierte sich nicht für Politik, und David wusste offenbar den Mann zu schätzen, der seinen Chef abseits des Trubels der Staatsgeschäfte aus dem gröbsten Ärger raushielt.

Millward strahlte. «So gut wie nie. Habe nur eben ein paar Akten für den Chef geholt. Heute Nachmittag ist die Debatte zur Waffenbeschaffung.»

«Ach ja?», sagte Roy und wandte sich wieder der Zeitung zu.

«Aber eigentlich», fuhr Millward ungewöhnlich zaghaft fort, «wollte ich auch mit dir kurz sprechen, wenn du einen Moment Zeit hast.»

«Worum geht’s?»

«Ach, so dies und das.»

Roy faltete die Zeitung und legte sie ordentlich auf den Tisch.

«Vielleicht besser im Arbeitszimmer vom Chef», schlug Millward vor.

Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf.

«Wunderbares Wetter, die letzten Tage.»

«Ja», sagte Roy.

«In London aber doch ein bisschen heiß. An solchen Tagen sehnt man sich wirklich nach dem Land.»

«Allerdings. Wir fahren am Wochenende nach Burnsford.»

«Ach so?» Millward wirkte leicht pikiert.

Sie nahmen im Arbeitszimmer Platz. Roy streckte das breite Kreuz auf dem Ledersofa aus, Millward setzte sich steif auf einen Clubsessel.

«Also», fing er an. «Das ist mir etwas unangenehm.»

«Ja?», sagte Roy und blinzelte langsam.

«Der Chef wurde von den Leuten kontaktiert, die für solche Dinge bezahlt werden. Diese Schattenmenschen. Du weißt schon …»

«Ich bin nicht ganz sicher.»

«Spione.»

«Ah.»

«Jedenfalls waren die offenbar einem Russen auf den Fersen, der sich derzeit in London aufhält. Und vorgestern sahen sie, wie er und einer seiner ostdeutschen Kollegen sich mit dir unterhielten. Im St. James’s Park, genau gesagt.»

«Ach, wirklich?»

«Ja. Der Deutsche steht wohl im Dienst des Grafen von Hessenthal. Er war letztes Wochenende auf Burnsford.»

«Richtig. Ernst Maier.»

«Ganz genau. Möchtest du mir vielleicht erzählen, was ihr zu bereden hattet?»

«Eigentlich nicht. Mit Maier habe ich mich eher schlecht verstanden. Dann liefen sein Freund und er mir im Park über den Weg.»

«Und es kam zu einer Auseinandersetzung?»

«Ja. Den Russen kannte ich aus meiner Militärzeit in Berlin. Er wollte daran anknüpfen. Ich nicht. Das war alles.»

«Verstehe. Eine klare Sache, wie du sie darstellst. Aber leider ist’s nicht ganz so einfach. Das Problem ist, dass die Schlapphüte glauben, man könnte dich um gewisse Gefallen gebeten haben.»

«Gefallen? Was für Gefallen?»

«Komm schon, Roy. Das ist doch nicht so abwegig. Du hast eine … sagen wir: sensible Stellung inne. Zweifellos wäre es für sie von großem Wert, dich für sich zu gewinnen.»

«Haben sie aber nicht. Ich habe das Gespräch beendet. Eure Spione können das ja wohl bezeugen.»

«Das freut mich», beschwichtigte Millward. «Sehr sogar. Aber, na ja, sie wollen dennoch mit dir reden.»

Angst jagte durch Roys Adern. «Ich glaube nicht, dass ich …»

«Das geht uns sicher allen so.



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