Damals in Welzheim by Ursula Marquardt

Autor:Ursula Marquardt
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand GmbH
veröffentlicht: 2010-05-14T16:00:00+00:00

VIII.III.II. Der Krieg in Welzheim

Eine Kriegslist, die nicht aufging

Um den Feind von Welzheim abzulenken kam irgendein schlauer Militär darauf, in Seiboldsweiler Flugzeugattrappen aufzustellen. Am 4. August 1939 wurden dort sechs Phantom-Flugzeuge des Typs ME 109 aus Holz abgeladen. Diese sollten den Feind animieren, seine Bomben dort abzuwerfen. Am 3. August 1939 wurde der Vater von Karl Katz eingezogen. Die erste von ihm zu erledigende Aufgabe war, sich beim Aufbau der oben erwähnten Attrappen in Seiboldsweiler zu beteiligen. Der Kommandeur äußerte noch, dass dieses Kaff wohl nicht leicht zu finden sei. Die Mutter Katz staunte nicht schlecht, dass ihr soeben eingezogener Mann, sich nachts schon wieder im Hause einfand.

Diese Ablenkungsmanöver wurden überall im Land durchgeführt. In Schorndorf stellte man vor den Toren der Stadt ein beleuchtetes Gewächshaus auf, ausgerechnet in der Nähe, wo später die Firma Gabler, Gewächshausbau, seinen Sitz hatte. Die Urbacher stellten zwei große 10m hohe Pappattrappen auf, die jeweils einen Benzintank simulieren sollten.

Sehr intelligent war diese Überlegung nicht, zumal bei der damals möglichen Treffergenauigkeit die Gemeinden eventuell dennoch betroffen gewesen wären. Man kam bald wieder von diesen Überlegungen ab, weil erkannt wurde, dass man den Feind nicht unterschätzen durfte.

Für Welzheim war weit hilfreicher, dass sie zur Lazarettstadt erklärt wurde.

Lazarettstadt

In Welzheim gab es drei Lazarette im Krankenhaus in der Schorndorfer Straße, heute Diakoniewerk Bethel, im Gemeinschaftshaus, heute „Evangelischer Kindergarten Sophie Schuhr“ in der Burgstraße, und im alten Gebäude der heutigen Kastell Realschule.

Auf diesen Gebäuden waren jeweils 10m hohe rote Kreuze angebracht, die nach der Genfer Konvention Schutz vor feindlichem Angriff boten. In der Regel wurden diese Vereinbarungen eingehalten, aber am 19. April 1945 gab es dennoch einen Angriff der Engländer auf Welzheim. Es waren drei Tote zu beklagen, zwei Häuser und drei Scheunen brannten ab.

Die Bevölkerung

Ganz schwierig war die Situation auf den Bauernhöfen. Die Bauern und die wehrtauglichen Söhne waren einberufen, die Frauen waren auf sich allein gestellt: Kein Mann im Haus, die Pferde waren beschlagnahmt, Franzosen und Polen kamen zum Ernteeinsatz, oft ohne Deutschkenntnisse. Die Frauen haben sich der Verantwortung gestellt, diese Bürde gemeistert. Dadurch hatte sich die Rolle der Frau, ihr Selbstverständnis verändert. Schwierig war es dann später für den aus dem Krieg zurückkehrenden Bauern, in dieser veränderten Situation zurechtzukommen.

Es sollen sich in der Bevölkerung richtige Dramen abgespielt haben. Manche Männer galten jahrelang als vermisst. Keiner konnte auf eine Rückkehr hoffen. In ihrer Einsamkeit und Verzweiflung suchten und fanden einige Frauen Trost bei neuen Partnern und dann kam der lang vermisste und entbehrte Ehemann unvermutet zurück.

Ein amerikanisches Flugzeug, ein Aufklärer, in Eberhardsweiler

Am Waldrand von Eberhardsweiler musste fünf Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner in Welzheim ein amerikanisches Flugzeug notlanden. Ein 14-jähriger Bub vom Burgholzhof war in der Nähe. Der Pilot stieg aus und schwenkte ein weißes Tuch, seinen Revolver warf der Pilot dem Jungen vor die Füße. Der Junge nahm den Piloten kurz entschlossen mit nach Hause auf den elterlichen Hof. Die Mutter meldete den Vorgang dem Polizeiposten in Alfdorf.

Der Polizist hat den Piloten festgenommen und auf seinem Motorrad mitgenommen. Er wurde danach in einer Scheune in Brech eingesperrt, wo schon ein weiterer amerikanischer Gefangener war.

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