Dahl, Victoria by Verfuehrung in Gold
Autor:Verfuehrung in Gold [Gold, Verfuehrung in]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-27T23:00:00+00:00
Beide musterten einander schweigend, bis das Teetablett gebracht wurde. Angesichts ihrer rosigen Wangen und dem windzerzausten Haar wurde Hart unsicher. Einige Locken hatten sich aus ihrem Chignon befreit, wippten neben ihrem Gesicht und lenkten sein Augenmerk auf ihren Mund. Seit Wochen hatte er sie nicht gesehen, und ihm war jeder Moment zuwider gewesen, in dem er überlegte, wie er ihr zufällig begegnen könnte.
Ihre Ablehnung von Mutterschaft und Kindern hatte ihn schockiert. Sie war ihm grausam und selbstsüchtig vorgekommen, dabei sollte es ihn eigentlich nicht wundern. Seine eigene Mutter hatte nicht unähnlich gedacht. Nach drei Kindern befand sie, dass sie genug von derlei Verdrießlichkeiten hätte, und gab sich nur noch im äußersten Notfall mit ihren Kindern ab.
Vielleicht hatte er deshalb so vehement reagiert. Er hatte seine Mutter nicht gemocht, weil sie ihn ablehnte und er sich auf diese Weise vor ihrer Zurückweisung schützte. Doch in den letzten drei Wochen hatte er Zeit zum Nachdenken gehabt. Emmas wenige Worte über ihre Kindheit hatten nach und nach ihre schockierenden Bemerkungen überlagert.
Nun brach sie das Schweigen. »Ich dachte, Sie hätten endgültig genug von mir.«
»Hatte ich.«
»Und trotzdem sind Sie hier.« Sie bot ihm eine Tasse Tee an.
»Trotzdem bin ich hier.«
Sie blickte ihn an. »Warum?«
Bei Gott, sie war wunderschön! Er wusste nicht, warum, denn sie sollte es nicht sein. Aber ihre haselnussbraunen Augen … Er fühlte, wie er sich entspannte, obwohl sich zugleich etwas in ihm anspannte.
»Mein Vater war ebenfalls ein grausamer Mann«, sagte er schließlich.
Sie blinzelte, und alle Selbstsicherheit schwand aus ihrem Blick. »Wie bitte?«
»Was Sie über Ihren Vater sagten, wie er Ihre Familie behandelte … Es wundert mich nicht, dass Sie keine Kinder wollen.«
Sie stellte ihre Teetasse ab und nahm ihre Serviette. »Ganz so dramatisch ist es gewiss nicht.«
»Ist es meines Erachtens durchaus. Es gibt nichts Schlimmeres, als dass uns jemand verrät, der uns lieben sollte.«
Ihre Lider flatterten, und sie drückte beide Hände flach auf ihre Schenkel. »So wie Sie verraten wurden?«, murmelte sie.
Seine Züge verhärteten sich, obgleich er gewusst hatte, dass sie etwas Derartiges sagen würde. Er hatte es quasi herausgefordert. Also nickte er. »Wie es uns allen widerfahren ist.«
»Ja, nun …«
»Sie wollten mich davonjagen, Emma. Und ich ließ sie. Aber die Zeit heilt alle Wunden, sogar jene, die uns Stolz und Zorn zufügen.«
»Nein, tut sie nicht. Ihre sind nie geheilt, nicht vollständig.«
Er nickte. »Manchmal hinterlassen sie Narben.«
»Erzählen Sie mir die Geschichte?«
»Ich bin sicher, dass Sie sie längst gehört haben.«
»Woher weiß ich, was wahr und was erfunden ist?«
»Es ist ganz simpel, Emma. Ich verliebte mich in die falsche Frau.«
»Und doch ist das nicht alles. Sie hat Sie verraten, Sie zum Narren gemacht. Ich weiß nicht, wie … ich begreife nicht, warum sie das wollte.«
Sie sah ihn mit großen Augen an, und Hart erkannte echte Verwunderung in ihrem Blick. Auch wenn ihn jene Geschichte immer noch wütend machte, war unübersehbar, dass ihr Interesse nichts Unangenehmes, Neugieriges hatte. Ihre Sorge grenzte an Schmerz.
Ihm hatte dieses merkwürdige Band zwischen ihnen gefehlt. Er wollte mit ihr reden. Daher seufzte er und gab ein klein wenig nach. »Vielleicht war sie ein schlechter Mensch.
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