Wie ein Leuchten in tiefer Nacht (German Edition) by Jojo Moyes

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht (German Edition) by Jojo Moyes

Autor:Jojo Moyes [Moyes, Jojo]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644200609
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2019-09-30T22:00:00+00:00


Kapitel 12

Die Frau in den Bergen führt ein schwieriges Leben, während der Mann der Hausherr ist. Ob er arbeitet oder mit Hund und Flinte durch die Wälder streift, geht niemanden außer ihn selbst etwas an. […] Er ist vollkommen unfähig, irgendeine Einmischung der Gesellschaft in seine Angelegenheiten einzusehen; wenn er aus seinem Getreide Schnaps brennt, ist das für ihn Privatsache.

The WPA Guide to Kentucky

Es galten gewisse unausgesprochene Regeln in Baileyville, und ein dauerhafter Grundsatz war, dass man sich nicht in die Privatangelegenheiten eines Ehepaares einmischte. Viele wussten wohl von Gewalt in ihrem Tal, Gewalt von Männern gegen Frauen, und gelegentlich auch umgekehrt, doch kaum jemand wäre auch nur im Traum auf den Gedanken gekommen, sich einzuschalten, es sei denn, er war persönlich betroffen, weil er im Schlaf oder im Alltag gestört wurde. So war es eben. Es wurde gestritten, es wurde geschlagen, gelegentlich erfolgte eine Entschuldigung oder auch nicht, blaue Flecken verblassten, Platzwunden heilten, und alles war wieder beim Alten.

Zum Glück für Alice hatte es Margery noch nie besonders interessiert, was andere Leute für richtig hielten. Sie wusch Alice das Blut ab und behandelte die Prellungen mit Beinwell-Salbe. Sie fragte nichts, und Alice sagte nichts von sich aus, sie wand sich nur und biss die Zähne zusammen, wenn es zu sehr schmerzte. Als sich Alice schließlich hingelegt hatte, sprach Margery leise mit Sven, und sie vereinbarten, die Nacht abwechselnd unten zu verbringen. Sollte Van Cleve vorbeikommen, würde er feststellen, dass es Umstände gab, unter denen ein Mann nicht einfach seine Frau – oder auch seine Schwiegertochter – wieder nach Hause zerren konnte, ganz egal, in welche Verlegenheit ihn das vor aller Welt bringen würde.

Wie bei einem Mann vorherzusehen, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen, kam Van Cleve kurz vorm Hellwerden. Alice erfuhr davon nichts, denn sie schlief ihren Schock hinten in Margerys Gästezimmer aus. Das Haus hatte keine Zufahrt, also musste er die letzte halbe Meile zu Fuß gehen, sodass er, eine Laterne vor sich hochhaltend, trotz des Schnees schwitzend und mit rotem Gesicht ankam.

«O’Hare?», brüllte er. Und als keine Antwort kam: «O’HARE!»

«Redest du mit ihm?» Sven, der Kaffee kochte, hob den Kopf.

Der Hund bellte wie wild am Fenster und erntete einen geknurrten Fluch von draußen. Im Stall trat Charley gegen seinen Wassereimer.

«Ich sehe eigentlich nicht ein, warum ich mit einem Mann reden sollte, der nicht einmal so höflich ist, mich ordentlich anzusprechen.»

«Ich finde auch nicht, dass du das solltest», sagte Sven ruhig. Er hatte die halbe Nacht Patiencen gelegt, immer auf Geräusche von draußen gelauscht, und finstere Gedanken über Männer gehegt, die Frauen schlugen.

«Margery O’Hare!»

«Meine Güte, er weckt sie noch auf, wenn er in dieser Lautstärke weitermacht.»

Wortlos reichte Sven ihr sein Gewehr, und Margery ging zur Tür, öffnete sie und trat auf die Veranda hinaus. Das Gewehr hielt sie lose in der linken Hand, und sie achtete darauf, dass Van Cleve es sah.

«Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Mr. Van Cleve?»

«Holen Sie Alice. Ich weiß, dass sie da drin ist.»

«Und woher möchten Sie das wissen?»

«Das ist jetzt weit genug gegangen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.