Da muss man durch by Rath Hans

Da muss man durch by Rath Hans

Autor:Rath, Hans
Format: epub
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch


Am nächsten Morgen reißt mich mein Handy bereits um kurz nach sieben aus dem Schlaf. Weil ich mich verkatert fühle, gehe ich nicht ran, kann aber danach auch nicht mehr einschlafen.

Der Anruf kam von Lisa. Sie hat mir auf die Mailbox gesprochen, dass sie mich noch vor der Arbeit sehen will. «Und komm nicht auf die Idee, irgendwelche Termine vorzuschieben, Paul. Es ist wichtig.» Sie klingt unwirsch.

Ich ahne, dass Gordon sich bei Tommi über den Artikel beschwert hat. Tommi hat sich daraufhin bei Lisa ausgeheult, und die soll mich nun ins Gebet nehmen.

In der Küche treffe ich Bronko. Wir haben ihn gestern noch mit vereinten Kräften ins Bett befördert. Der Schlaf hat ihm gutgetan, denn er wirkt erholt und aufgeräumt. «Morgen, Paul. Magst ’n Tee?»

Ich schüttele den Kopf. «Lieber Kaffee. Mir is nich gut.»

Bronkos mehrstöckiger Espresso bringt mich wieder auf die Beine. Als ich bei Lisa und Tommi ankomme, fühle ich mich nicht nur fit, sondern sogar ein bisschen auf Krawall gebürstet. Liegt wohl am Koffein.

Fred scheint zu ahnen, dass es gleich hoch hergehen könnte, und möchte gern dabei sein. «Du bleibst hier, das |146|is nix für halbe Kampfhunde», sage ich und schlage ihm die Autotür vor der Nase zu.

Tommi hockt am Küchentresen und macht einen griesgrämigen Eindruck. «Möchtest du einen Yogitee?», fragt Lisa.

Ich schüttele den Kopf. «Danke, nein. Ich hab nicht viel Zeit.»

«Gut», sagt Lisa und setzt sich. «Kommen wir also gleich zur Sache. Du ahnst wahrscheinlich, dass es um Gordon geht.» Sie wirft den Zeitungsartikel auf den Tisch. «Was hast du dir nur bei dieser Sauerei gedacht?»

Tommi verzieht keine Miene, er sitzt da wie ein bockiges Kind.

Ich atme kurz durch. «Gordon wollte mich erpressen. Ich hab den Spieß umgedreht. Das ist schon die ganze Geschichte.»

«Und es ist dir gleichgültig, welche Folgen das hat?»

«Für mich hat es zur Folge, dass ich kein Vermögen ausgeben muss für eine Sache, mit der ich nichts zu tun habe. Ich hatte euch gesagt, das Fred andere Hunde hasst. Was hätte ich denn noch tun sollen?»

Lisa überlegt einen Moment, sieht dann zu Tommi, aber der schweigt stur.

«Wie dem auch sei», beginnt Lisa, und ihr ist anzumerken, dass sie selbst nicht ganz überzeugt von dem ist, was jetzt kommt: «Es gibt eine moralische Verpflichtung, für den Schaden aufzukommen. Besonders, wenn die Sache nicht nur dich allein, sondern auch uns betrifft.»

Tommi sitzt immer noch da und gibt die beleidigte Leberwurst. Er wirft mir einen abschätzigen Blick zu, im gleichen Moment merke ich, wie mir das Koffein durch die Adern rauscht. «Was sagst du eigentlich dazu?», pöbele |147|ich ihn an. «Oder muss Mutti das wieder alles für dich regeln?»

«Hör auf, Paul!» Lisa klingt bestimmt.

Tommi hebt den Blick, verzieht verächtlich die Mundwinkel. «Du hast wieder mal keine Ahnung, worum es geht, weißt du das?»

«Mir ist völlig klar, worum es geht», entgegne ich locker. «Es geht einzig und allein um die Platte, die Gordon mit dir einspielen wollte, bevor die Sache mit den Rottweilern passiert ist. Ob Gordon im Recht ist oder nicht, interessiert dich doch einen Scheiß.»

Tommis Gesicht verdüstert sich.



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