Control Freak (German Edition) by Faust Christa

Control Freak (German Edition) by Faust Christa

Autor:Faust, Christa [Faust, Christa]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rotbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-01-10T16:00:00+00:00


Ecke Jane und Waterstreet. Mike in Jeans, blinzelnd, die Hände in die Taschen gestopft. Schweiß sammelte sich unter seinem Schulterhalfter, durchweichte seine für das Wetter unpassende Jeansjacke.

Hier war es. Ein leer stehendes Hotel, dessen langweilige Backsteinfassade großflächig von Graffitischmierereien entstellt war. Blinde Fensterscheiben, mit splittrigen Brettern vernagelt. Ein lose herumbaumelndes, verrostetes Vorhängeschloss, das längst von Hausbesetzern unbrauchbar gemacht war. Mike konnte sich vorstellen, dass das Hotel früher einmal ein klasse Schuppen gewesen sein musste, mit seinem Gusseisen, das noch stabil und schön war, ein Schmuckstück trotz jahrealten Rosts. Über der Tür kauerten Wasserspeier, deren Gesichter durch das Alter ihre Züge verloren hatten und anonym geworden waren.

Es roch gewaltig nach Hinterhalt.

Mike ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Der Wichser hatte nicht mit ihm reden wollen, hatte das Treffen von irgendeinem Lakaien arrangieren lassen. Soviel er wusste, wartete drinnen derselbe Lakai, um ihn sauber um die Ecke zu bringen, während diese rotznäsige kleine Schwuchtel mit zweihundert Freunden Tee trank, unantastbar blieb. Kein Mensch wusste, dass er hier war.

Blödsinn. Er wischte Schweiß am Ärmel ab. Wenn das der Fall war, dann brauchte er den Lakaien nur davon zu überzeugen, dass es im eigenen Interesse lag, seinen Arbeitgeber von Mikes brennendem Wunsch zu benachrichtigen, ihn persönlich zu treffen. Bilder von Caitlin trieben ihn die pissefleckigen Stufen hinauf, die Muskeln gespannt wie Klaviersaiten.

Im Gebäude war es düster, und es stank schwer nach Kotze und Trockenfäule. Seine Augen waren geweitet, seine Haut spürte jeden Hauch übel riechender Luft in der verfallenen Diele. Unter seinen Füßen verschimmelter, an tote Haut gemahnender Teppich voller wimmelnder Insekten. Auf der fleckigen Tapete konnte er ein Muster aus Farnen erkennen, die im trüben Dämmerlicht wie die Knochen von Außerirdischen wirkten.

Über seinem Kopf das verkrümmte Gerippe eines ehemals wohl prächtigen Kronleuchters. Seines Kristalls beraubt, hing er da mit seinen verdrehten, nackten Kabeln wie eine monströse Spinne. Auf der anderen Seite des breiten, hallenden Raumes ein angekokelter Tisch und eine zerbrochene Reihe von Brieffächern. Mike konnte den eigenen Atem und sein wildes Herzklopfen hören.

Aus dem Schatten jenseits des Tischs ein kratzendes Geräusch und das Aufflackern einer zitternden Flamme. Ein Streichholz beleuchtete die aristokratischen Konturen von Kiefer- und Wangenknochen, die schimmernden Gruben von blitzenden Augen. Absinthe.

Er senkte den Mund zur Flamme hin und zündete hinter vorgehaltener Hand eine Zigarette an.

»Hallo, Michael.« Der Klang seiner Stimme war Blut im Haifischbecken von Mikes Wut.

»Kommen Sie da raus, dass ich Sie sehen kann«, blaffte er, wobei er noch immer die Fäuste ballte und wieder lockerte.

Wieder das volle, leise Lachen, sexy wie das einer Frau, zum An-die-Decke-Gehen.

»Ich habe nicht vor, Ihnen etwas zu tun, Michael.«

Absinthe ließ das brennende Streichholz fallen und trat in die Mitte des Raumes. Ein Loch in der vergoldeten Decke ließ einen Lichtstrahl nach unten fallen, und Absinthe trat in seinen fahlen Glanz wie ein Schauspieler ins Licht des Scheinwerfers.

Mike schluckte seine Wut hinunter, er weigerte sich, dieses Spiel mitzuspielen. »Sagen Sie’s mir«, sagte er.

Absinthe lächelte, ganz Zähne und Schatten. »Ich habe früher hier gewohnt«, sagte er mit großartiger Geste. »Damals war alles anders.«

Mike biss sich auf die Lippe, schmeckte Blut.



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