Charaktere und Schicksale by Hermann Heiberg

Charaktere und Schicksale by Hermann Heiberg

Autor:Hermann Heiberg [Heiberg, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Berlin (Germany) -- Fiction
Herausgeber: MOST Publishing
veröffentlicht: 2004-07-17T04:00:00+00:00


Daneben begannen sich, da beider Verstand nicht schlief, die Ueberlegungen zu regen. Im Gegensatz zu den meisten Brautpaaren, die alles, was den Gegenstand ihrer Neigung betrifft, verherrlichen, die das rechte Augenlicht für Helle und Schatten verlieren, übersannen diese beiden Menschen nüchtern die Folgen, die Vorteile und Nachteile des zwischen ihnen geschlossenen Bündnisses.

Arthur sagte sich, daß die Standes-Erhöhungspläne, die sein Vater und er verfolgten, eine Förderung erfuhren, wenn er in den Zeitungen veröffentlichen konnte, daß er sich mit der Freiin Ileisa von Oderkranz verlobt habe!

Dies klang sehr gut, das machte Eindruck. Und wenn er sie zudem als seine Braut in die Gesellschaft einführte, wenn sie erst die Kleider und den Schmuck trug, die er ihr schenken wollte, wenn ihre große Schönheit noch dadurch gehoben wurde, dann geschah seiner Eitelkeit und seinem Drang, Beachtung und Aufsehen zu erregen, vollste Sättigung. —

Und endlich: Ileisa hatte während ihres Aufenthaltes im Knoopschen Hause bewiesen, wie sehr sie sich zu fügen wußte. So erhielt er eine Frau, die immer des Spruches eingedenk sein werde, daß sich die Frau dem Manne unterzuordnen habe.

Und da sie schließlich sonst auch alle Eigenschaften besaß, die eine Frau zieren, da sie sittlich, gebildet, tüchtig, sich zu beschränken, zu entsagen im Stande war, so mußte er sich darein finden, daß sie nichts besaß.

Daß ihn das doch stark störte, daß das seine Neigung, ihr seine Hand zu reichen, abschwächte, verhehlte er sich in ruhigeren Augenblicken nicht.

Auch die Welt werde fragen, ob sie etwas habe? — Nein! Sie war die Nichte einer sich kümmerlich durchschlagenden adligen Jungfer; sie hatte eine Stellung als Gesellschafterin im Knoopschen Hause inne gehabt!

Aber nun hatten die Umstände einmal eine Entscheidung herbeigeführt, eine, die seiner Schwester und seiner Mutter völlig sympathisch war, die auch, allerdings nach einigem Zögern, Herr Knoop guthieß. —

Nicht ohne Zagen dachte auch Ileisa in den Stunden nüchterner

Betrachtung über ihre Zukunft.



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