Candy by Kevin Brooks

Candy by Kevin Brooks

Autor:Kevin Brooks [Brooks, Kevin]
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 9788871065823
Herausgeber: Push
veröffentlicht: 2004-12-31T23:00:00+00:00


Es war keine Wohnung, sondern bloß ein Zimmer. Und zwar ein ziemlich armseliges Zimmer. Es gab ein Doppelbett, einen Schrank, einen Frisiertisch mit Spiegel, ein paar Regale, das ein oder andere Buch … einen billigen CD-Player auf dem Fußboden, überall Klamotten und Handtücher gestapelt. An der gegenüberliegenden Wand war ein Durchgang zu einem kleinen Badezimmer mit einem Vorhang aus Perlenschnüren davor. Eine Küche gab es nicht, auch keine Küchenutensilien – weder Essen noch Kühlschrank oder Herd. Keinen Fernseher, nichts Schmückendes, keine Bilder …

»Sag nichts«, sagte Candy und setzte sich vorsichtig auf ihr Bett. »Bitte … sag nichts.«

Das Bett war ein einziges Chaos – zerwühlte Laken, zusammengeknüllte Kissen. Ein Nachttisch mit allem möglichen Kram. Ich ging hinüber zu dem Frisiertisch und setzte mich auf einen Stuhl mit harter Rückenlehne. Der Frisiertisch war voll mit Fläschchen, Tiegeln, Gläsern und Tuben … Fetzen Alufolie, Frischhaltefolie … Streichhölzern … Feuerzeugen … Päckchen mit Schmerztabletten …

»Ich konnte es dir nicht sagen«, erklärte Candy.

Ich drehte mich um und sah sie an. Sie saß im Schneidersitz, leicht zur Seite geneigt, die Hand in die Hüfte gestützt … als wollte sie so den Schmerz lindern. Ihr Haar hing wirr herab und sie trug ein langes weißes Nachthemd. Das Nachthemd wirkte alt, vergilbt, dünn und war mit Spitzen versehen … dünn genug, um zu erkennen, dass sie nichts drunter trug. Die Form ihres Körpers schimmerte durch den Stoff.

Ich senkte die Augen.

Sie sagte: »Ich wollte es dir sagen … ehrlich …«

»Mir was sagen?«, fragte ich.

»Jetzt komm, Joe – was wohl? All das hier …« Sie wedelte mit der Hand durch das Zimmer. »Was ich bin … was ich tue …«

Ich hob den Blick und sah sie an. »Warum hat er dich verprügelt? War es wegen mir?«

Sie zuckte die Schultern. »Wegen dir … wegen mir … was spielt das für eine Rolle? Ich kenne die Regeln – ich kann mir nur selbst die Schuld geben.« Sie langte hinüber zum Nachttisch, kurz aufzuckend vor Schmerz, und wühlte im Chaos. Sie fand eine Zigarette, zündete sie an. »Normalerweise geht er ja nicht so weit«, sagte sie und grinste durch den Rauch. »Ich glaube, er hat sich einfach nicht mehr bremsen können.«

»Nicht mehr bremsen können?«, sagte ich fassungslos. »Guck mal, was er dir angetan hat … wie kannst du zulassen, dass er dir so was antut?«

»Zulassen?«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Gott, du verstehst es echt nicht. Du weißt überhaupt nicht, wie das ist.«

»Dann erklär’s mir.«

»Warum? Was macht das für einen Unterschied?« Sie schnippte Zigarettenasche in eine leere Coladose, dann hob sie den Blick und sah mich genau an. »Ich bin eine Hure, Joe. Ich gehe für Geld mit Männern mit. Das Geld gebe ich Iggy. Er gibt mir Drogen. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.«

»Und das ist es, was du willst, ja?«

»So läuft es nun mal. Was ich will, hat damit nichts zu tun.«

»Und was willst du?«

Sie starrte mich an, ihre Augen versunken in Tränen. »Ich will, dass du gehst. Verschwinde hier. Geh nach Hause. Misch dich nicht ein, Joe … bitte … geh.



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