Brown, Dale by Nachtflug zur Hoelle

Brown, Dale by Nachtflug zur Hoelle

Autor:Nachtflug zur Hoelle
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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In der Nähe des Fisikus-Instituts, Wilna

13. April, 03.09 Uhr

Wadim Teresow kannte nur ein Lebensziel: Er wollte einen Mann an die Macht bringen. Er war ein Königsmacher. Er selbst hatte keinen Ehrgeiz, König zu werden, aber er wollte sich einem König unentbehrlich machen und dafür sorgen, daß er auf dem Thron blieb. So genoß er die Privilegien eines Mächtigen, ohne selbst Verantwortung tragen zu müssen.

In Litauen – und bald auch in Moskau – war der König des Sicherheitsrats (MSB) der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Wiktor Gabowitsch. Gabowitsch war ein zwanghafter Mikromanager, ein detailbesessener Ordnungsfanatiker. Alles mußte ganz genau klappen. Je weniger Überraschungen Teresow parat hatte, desto zufriedener war Gabowitsch mit ihm.

Gabowitsch wurde morgens um sechs Uhr ins Fisikus kommen, um mit den Chefkonstrukteuren des Stealth-Bombers Fi-170 zu sprechen. Der Erstflug der Maschine sollte in wenigen Wochen stattfinden, und Gabowitsch wollte sichergehen, daß alles wie vorgesehen klappte – und die Wissenschaftler über seine Vereinbarung mit dem weißrussischen General Woschtschanka informieren. Als Gegenleistung für Waffenlieferungen konnten die Forscher bei vollem Gehalt und mit allen bisherigen Privilegien am Institut weiterarbeiten, solange sie wollten.

Für fünf Uhr hatte Teresow ein Vorgespräch mit dem gesamten Konstruktionsteam angesetzt. Falls es Probleme gab, konnten sie bei dieser Gelegenheit angesprochen, gelöst oder zurückgestellt werden.

Bloß keine Überraschungen! Damit diese Besprechung um fünf Uhr stattfinden konnte, mußte Teresow um vier in seinem Büro und ab halb fünf am Telefon sein, um die vergeßlichen Wissenschaftler daran zu erinnern, pünktlich zu kommen. Als derjenige, der bestimmte, was Gabowitsch zu hören und zu sehen bekam, hatte er großen Einfluß bei ihnen allen. Viele der Wissenschaftler hatten frühzeitig erkannt, daß es in ihrem ureigensten Interesse lag, Teresow bei guter Laune zu halten, Ungefähr zehn Kilometer vor dem Denerokin-Tor des Instituts stieß Teresow auf eine lange, ziemlich schnell fahrende Kolonne von Militärfahrzeugen mit MSB-Kennzeichen. Die meisten Wagen waren leichte oder mittelschwere LKWs, die vermutlich Material oder Soldaten transportierten, aber den Schluß der Kolonne bildeten Sattelschlepper mit eigentlich veralteten Kampfpanzern T-62, Pionierpanzern und schwerem Raumgerät. Obwohl Teresow der engste Mitarbeiter des Kommandeurs aller MSB-Einheiten in Litauen war, kannte er kein einziges Fahrzeug dieser Kolonne.

Militärpolizisten auf Motorrädern – einige mit Beiwagen, auf denen PKM-Maschinengewehre montiert waren – begleiteten die Kolonne, röhrten voraus und hielten den spärlichen Verkehr an.

Mehrmals fuhren Gespanne neben Teresow her, und der Soldat im Beiwagen leuchtete mit einer Taschenlampe ins Wageninnere. Hielt Teresow dann seinen MSB-Dienstausweis hoch, grüßte der Soldat, und sein Fahrer drehte wieder auf, um dem Offizier die Möglichkeit zu geben, weitere Teile des Konvois zu überholen.

Etwa in der Mitte der Kolonne bekam Teresow große Augen, als er erstmals einen Flakpanzer ZSU-23-4 zu Gesicht bekam, der mit seinem Flak-Vierling todbringend gefährlich wirkte, selbst wenn er nur auf der Straße dahinrollte. Dieser Anblick in der Nähe des Instituts machte Teresow nachdenklich, denn er konnte sich beim besten Willen an keine angekündigten Truppenbewegungen erinnern. Waren diese Fahrzeuge etwa alle zum Fisikus unterwegs?

Unwahrscheinlich, denn er hatte nichts von einer geplanten Verstärkung der dort stationierten tausend Schwarzen Barette gehört. Aber der GUS-Standort Darguziai südlich von Wilna war auf dieser Straße in ungefähr einer Stunde zu erreichen.



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