Botschafterin des Friedens by Grübl Eva

Botschafterin des Friedens by Grübl Eva

Autor:Grübl, Eva [Grübl, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kutaissi, 1878

Arthurs Kriegsberichte hatten den beiden zumindest ein wenig Geld zum Leben eingebracht, doch nach Kriegsende beherrschten die finanziellen Sorgen wieder ihren Alltag.

Obwohl Bertha sich nach wie vor in Georgien wohlfühlte, raubte ihr die zunehmende Angst um ihre Existenz den Schlaf. Arthur war häufig unterwegs, immer auf der Suche nach irgendwelchen Aushilfstätigkeiten, doch seine Bemühungen waren nur selten von Erfolg gekrönt. Obwohl sie nichts besaßen, nahmen sie hin und wieder an Abendveranstaltungen teil, wo sie der noblen Gesellschaft vorspielten, wohlhabend und erfolgreich zu sein. Doch Bertha fehlte eine sinnvolle Beschäftigung, und sie drohte in ihre alte Melancholie zu verfallen. Ein Lichtblick waren die Zeitungen aus Österreich, die sie sich bestellte, denn sie versorgten sie mit Neuheiten aus ihrer alten Heimat. Diesen Luxus gönnte sie sich.

Eines Abends betrat Arthur mit vor Aufregung leuchtenden Augen das Haus.

»Bertha, ich habe Gutes zu berichten. Seit einiger Zeit befasse ich mich mit dem Gedanken, eine landwirtschaftliche Kolonie zu gründen. Dazu müssten ausländische Bauern ins Land geholt werden, die die hiesige Landwirtschaft neu organisieren und modernisieren.«

»Eine landwirtschaftliche Kolonie?«, fragte Bertha erstaunt. »Du verstehst doch gar nichts von Landwirtschaft.«

»Darum geht es nicht, Bertha. Es geht darum, ein System zu finden, wie man die Landwirtschaft hierzulande aufbauen könnte.« Er reichte ihr eine Mappe, in der mehrere beschriebene Blätter zusammengeheftet waren.

Bertha blätterte die Notizen aufmerksam durch und lächelte. »In dir schlummern ungeahnte Talente, liebster Arthur. Das klingt gut. Präsentiere deine Vorschläge doch der Fürstenfamilie.«

»Meinst du?«

»Aber ja, Liebster.«

Arthur lächelte begeistert und machte sich sogleich daran, ein Schreiben zu verfassen. Mit Spannung warteten sie auf die Antwort des Prinzen. Umso größer war die Enttäuschung, als der Prinz von Mingrelien aus Petersburg telegrafierte und ablehnte. Bertha empfand Mitleid, als Arthur ihr das Telegramm vorlas. Sie sah, wie viel Hoffnung er in diese neue Aufgabe gesetzt hatte.

»Ausländern fällt es schwer, sich in meinem Land durchzusetzen, insbesondere, wenn sie der mingrelischen Sprache so gut wie gar nicht mächtig sind. Eine Kolonialisierung unseres Landes ist außerdem nicht vorgesehen«, hatte der Prinz geschrieben. Arthur sank auf den Stuhl und schleuderte das Telegramm verärgert auf den Tisch. Er vergrub das Gesicht in den Händen.

»Es tut mir so leid, Arthur.« Bertha legte ihm sanft die Hände auf die Schultern und küsste sein Haar. »Wir brauchen die Fürstenfamilie nicht. Wir schaffen es auch allein.«

»Wir haben kaum noch Geld, Bertha. Wir brauchen Arbeit.«

»Ich habe lange nachgedacht. Lass uns in die Hauptstadt gehen.«

»Nach Tiflis?«

»Ja, die Fürstin Tamara aus Tiflis hat uns schon vor einiger Zeit eingeladen. Ein Ortswechsel wird uns guttun!«

Er verzog die Lippen. »Wieder eine fürstliche Einladung.«

»Ja, aber Tiflis ist eine große und internationale Stadt, in der viele Europäer leben. Es wird genug Arbeit für uns geben. Lass es uns wenigstens für einige Zeit wagen. Denk daran, Georgien ist unser gemeinsames Abenteuer, und wir werden es auch gemeinsam meistern.«

Einige Tage später packten sie ihre Habseligkeiten, um ihr Glück in Tiflis zu versuchen. Bertha stand vor ihrem Häuschen, blickte über die weite Landschaft und seufzte. Obwohl sie sich auf Tiflis freute, spürte sie einen Anflug von Wehmut. Sie wusste, dass sie



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